Gerüchte um Kontrollen zum Thema Geldwäsche lösten bei Bitcoin und Co. zuletzt starke Einbußen aus. Spielen sie wirklich eine so große Rolle bei kriminellen Aktionen?
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Der Hype um Digitalwährungen wie Bitcoin oder Ether hat in den letzten Tagen einen Tiefpunkt gefunden. Bis zu 15 Prozent brach die bekannteste Kryptowährung Bitcoin ein. Die nach Marktwert zweitgrößte Internetdevise Ether sank zeitweise um etwa 18 Prozent im Wert. Auslöser dafür scheint ein Gerücht gewesen zu sein, wonach die US-Finanzbehörde verstärkt gegen die Verwendung von Kryptowährungen für Geldwäsche vorgehen wolle.
Vor Kursschwankungen war schon seit einiger Zeit gewarnt worden, hatten die Digitalwährungen doch zuletzt einen immensen Höhenflug hingelegt. So hatte sich der Bitcoin-Kurs seit Jahresbeginn in etwa verdoppelt und seit Herbst in etwa versechsfacht.
Geht es um Kryptowährungen als Mittel zum Zweck der Geldwäsche, sind verlässliche Erkenntnisse rar. So heißt es einerseits, Bitcoin und Co. würden sich dafür nicht eignen, weil sie über die Blockchain-Technologie leicht nachzuverfolgen sind. Andererseits spricht man von einem wachsenden Volumen und immer ausgefeilteren Methoden.
"Identifizierte Fälle von Geldwäsche durch Kryptowährungen sind nach wie vor relativ gering im Vergleich zu traditionellen Methoden", heißt es im 2020 veröffentlichten Bericht "Follow the Money" von Swift. - Das ist jene Organisation, die das Swift-Interbank-Nachrichtenübermittlungssystem betreibt, das von fast allen Banken weltweit zur grenzüberschreitenden Überweisung von Geldern verwendet wird.
Der Bericht zitiert aufsehenerregende Fälle aus jüngerer Vergangenheit, wie jenen der Hacker-Gruppe Lazarus, die offenbar im Auftrag von Nordkorea 2018 auf einer Handelsplattform 30 Millionen Dollar (etwa 25 Millionen Euro) in Kryptowährungen erbeutete. Diese wurden dann vier Tage lang auf osteuropäischen Plattformen "gewaschen" und nach 68 Transaktionen nach Nordkorea geschickt. "Dieses Vorgehen zeugt von einem strategisch akribischen Transaktionsmuster, verbunden mit dem Willen, sämtliche Geldwäsche-Kontrollen zu umgehen", resümiert Swift in seinem Bericht.
Neues Businessmodell für Kryptogeldwäsche
Auch Prepaid-Karten für Kryptowährungen erleichtern Geldwäsche, weil sie die Herkunft des digitalen Geldes verschleiern, urteilt der Bericht. Mit den Karten werden dann Luxusgüter erworben und wieder verkauft.
Für diesen letzten Schritt gebe es bereits rund um den Globus spezielle Online-Handelsplätze, die sich um die Umwandlung von Kryptogeld in Immobilien, Juwelen, Goldbarren und Kunstobjekte kümmern, so der Swift-Bericht.
Bitcoin & Co sind grundsätzlich schwer kontrollierbar, werden sie doch über Plattformen gehandelt, die zumeist außerhalb Österreichs oder gar außerhalb der EU angesiedelt sind, erklärt der Pressesprecher der Finanzmarktaufsicht FMA, Klaus Grubelnik, gegenüber der "Wiener Zeitung". "Kryptowährungen werden transnational gehandelt, oft ist der gesetzliche Sitz der Handelsplattformen, dort, wo es dafür keine Aufsicht gibt."
Seit Jänner 2020 gibt es die österreichische Geldwäscherichtlinie. Sie ermöglicht es heimischen Behörden, auch sogenannte "Virtual Asset Provider" zu erfassen, erläutert Grubelnik. Etwa 16 bis 20 solche Betreiber sind hierzulande erfasst, darunter seien jedoch nicht nur Handelsplattformen für Kryptogeld zu verstehen, sondern auch Betreiber von elektronischen Geldbörsen.
In Sachen Kryptogeld sei auch eine Kontrolle durch die Banken nicht möglich, da es keine Schnittstellen zwischen klassischen Konten und Kryptohandelsplattformen gebe, so Grubelnik. Einziger Schnittpunkt zum klassischen Geldkreislauf seien Überweisungen von Bankkonten auf Krypto-Plattformen. Was dort dann mit dem Geld weiter passiert, entzieht sich jedoch nach wie vor dem Wissen von Banken und Kontrollorganen.
Grundsätzlich zielt Geldwäsche darauf ab, illegal erworbene Gelder in den legalen Wirtschaftskreislauf zu bringen. Wie hoch der Anteil an der Wirtschaftsleistung ist, der aus Quellen wie Steuerhinterziehung, Betrug, Waffen- oder Drogenhandel stammt, ist schwer zu beziffern. Das in Wien ansässige Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), ein Teil des UN-Sekretariats, schätzte vergangenes Jahr jedoch, dass 2 bis 5 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus Geldwäschehandlungen stammen. Dies entspricht 715 Milliarden bis 1,87 Billionen Euro pro Jahr.