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Havanna und Washington könnten beim Amerika-Gipfel ihren Neuanfang besiegeln.
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Havanna/Washington. Der siebte Amerikagipfel am Freitag und Samstag in Panama gilt schon im Vorfeld als historisch. Für Kuba ist es eine Premiere. Der sozialistische Inselstaat wird zum ersten Mal an dem Treffen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) teilnehmen. Und die Präsidenten Raúl Castro und Barack Obama werden erstmals seit dem Ende der Eiszeit im Dezember aufeinandertreffen.
Ein bilaterales Gespräch ist nach Angaben des Weißen Hauses nicht geplant. Dennoch sind die Erwartungen groß. Wenn sich die beiden Staatschefs die Hand schütteln, wäre dies ein Zeichen der Versöhnung, ein Zeichen für eine neue Ära zwischen den beiden ehemaligen Erzfeinden.
Bisher hatten die USA durch ihr Veto verhindert, dass Kuba an den Gipfeltreffen teilnimmt. Von 1962 bis 2009 war der Inselstaat aus der Organisation Amerikanischer Staaten ausgeschlossen. Das erste Gipfeltreffen rief der damalige US-Präsident Bill Clinton 1994 mit dem Ziel ins Leben, die Länder des Kontinents näher aneinander zu binden und unter anderem Handelserleichterungen durchzusetzen. Fortan fanden die Gipfel alle drei Jahre statt. Der Ausschluss Kubas hatte allerdings stets zu Verstimmungen geführt. Beim bisher letzten Gipfel 2012 in der kolumbianischen Stadt Cartagena kam es gar zu Protesten zahlreicher Staaten. Der US-Präsident war mit seiner Position isoliert.
Gastgeber erhofft sich Annäherung
Die im Dezember angekündigte Annäherung beider Staaten hat den Wandel ermöglicht und Kuba den Weg nach Panama geebnet. Dort werden in diesem Jahr Staats- und Regierungschefs aus 35 Ländern von Alaska bis Feuerland erwartet. Castro komme "hoch erhobenen Hauptes", sagte Jorge Domínguez, Lateinamerikaspezialist der Universität Harvard der spanischen Zeitung "El País". Eine Rückkehr in die OAS lehnt Raúl Castro Berichten kubanischer Medien zufolge aber strikt ab.
Panamas Präsident und Gastgeber Juan Carlos Varela äußerte sich optimistisch, dass der Gipfel dazu dienen könne, Vereinbarungen zwischen Kuba und den USA zu konkretisieren. Derzeit verhandeln beide Staaten über die Wiedereröffnung ihrer Botschaften. Havanna fordert dafür unter anderem, von der US-Liste der Terrorstaaten gestrichen zu werden. Das Thema könnte ein Gespräch zwischen Obama und Castro beherrschen, denn eine Entscheidung scheint kurz bevorzustehen, wie amerikanische Medien am Dienstag berichteten. Der Sender CNN zitierte einen Funktionär aus dem Außenministerium, der davon ausgeht, dass Kuba von der Liste gestrichen werde. Eine Bestätigung des Weißen Hauses gab es allerdings nicht.
Venezuela will gegen Sanktionen protestieren
Zu Konflikten auf dem Gipfel könnte Amerikas angespannte Beziehung zu Venezuela führen. Obama hatte das Land Anfang März zur nationalen Bedrohung für die USA erklärt und Sanktionen gegen sieben venezolanische Funktionäre verhängt. Damit hatte der diplomatische Streit zwischen beiden Ländern einen Höhepunkt erreicht. Tauwetter ist nicht in Sicht. Die Staatssekretärin im amerikanischen Außenministerium, Roberta Jacobson, hatte im Vorfeld des Gipfels betont, dass weder über Venezuela noch über andere Länder konkret diskutiert werde. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro kann mit Unterstützung linker Regierungen wie Ecuador rechnen und hat Unterschriften gegen die US-Sanktionen gesammelt. Diese will er beim Gipfeltreffen an Obama überreichen.