Auf 600.000 pflegebedürftige Österreicher kommen derzeit laut Statistik Austria rund 60.000 Pfleger. Bis 2011 soll die Zahl der Pflegebedürftigen auf 800.000 ansteigen. Die Forderung der Arbeiterkammer und des ÖGB, die Ausbildung zum Pfleger EU-konform in Fachhochschulen zu verlagern, ist jedoch laut Caritas-Präsident Küberl mit Vorsicht zu genießen.
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Die derzeitige Ausbildungslage für Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich ist eine Sackgasse. Die dreijährige Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger endet ohne Matura. "Für einen jungen Menschen, der sich eventuell noch gar nicht sicher ist, ob er in diesem Bereich einmal tätig sein möchte, wenig attraktiv", meint Walter Marschitz, Geschäftsführer des Österreichischen Hilfswerks. Österreich hinke hier im Europavergleich hinterher.
Die Pflegerausbildung in Österreich ist momentan dreigeteilt: Die Heimhilfen im mobilen Bereich (200 Stunden Ausbildung), die Pflegehelfer (1.600 Ausbildungsstunden) und die diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger. An den Spitälern arbeiten 80 Prozent Diplomierte und 20 Prozent Pflegehelfer. Im mobilen Bereich ist es genau umgekehrt. Die Forderung nach einer Grundausbildung an den Fachhochschulen ziele natürlich vor allem auf die Diplomierten Pfleger, meinte Gerda Mostbauer, ÖGB-Fachgruppenvorsitzende für Gesundheitsberufe. Natürlich könne man sich auch Modelle überlegen, dass auch die Pflegehelfer eine bessere Qualifikation bekommen.
Caritas-Präsident Franz Küberl hält das Modell einer Fachhochschulen-Grundausbildung für bedenklich: "Wir brauchen nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer." Eine Debatte über die Berufsausbildung für Pfleger sei prinzipiell sehr zu begrüßen, doch müsse man sich das auf allen Stufen anschauen. "Wer macht dann die reale Pflege? Auf der ganzen Welt ist es mir noch nicht untergekommen, dass Akademiker pflegen", meinte Küberl.
Laut einer Studie des Instituts für Sozialökonomische Forschung arbeiten derzeit rund 40.000 Krankenschwestern illegal in Österreich. Für Marschitz hat hier die Regierung einiges verabsäumt, ausreichende Möglichkeiten für die Familien zu schaffen. Das Geld spiele hier eine große Rolle. Man weicht hier auf den Schwarzmarkt aus, um sich Pflege leisten zu können.
80 Prozent der Pflegeleistung erbringen die Angehörigen
"Die öffentliche Hand will sich nicht mit den Familien anlegen", sieht Küberl Gründe für die derzeitige Situation. Und eine Legalisierung in diesem Bereich würde sehr viel Geld kosten. Die 80 Prozent der Pflegeleistung, die von Angehörigen erbracht werden, sieht Küberl differenzierter. Denn die Angehörigen nehmen sich die Pflegekräfte vom Schwarzmarkt.
8,9 Euro Mindestkostenansatz pro Stunde sind für eine mobile Pflegekraft zu zahlen. Der Höchstkostensatz für einen Pflegehelfer beträgt 22 Euro. Für eine diplomierte Fachkraft 27 Euro.
Eine zunehmende Akademisierung in diesem Bereich ist für den diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger Helmut K. nicht notwendig. "Man braucht viel mehr Leute an der Basis, die sich wirklich um die Menschen kümmern. Das geht vom Windeln wechseln bis zur Nahrungsaufnahme."