![Eine Illustration einer Frau mit Kopftuch.](https://media.wienerzeitung.at/f/216981/2500x1875/a87666ab3f/wz_podcast_header_fatima_storer.jpg/m/384x288/filters:quality(50))
Bereits Eratosthenes von Kyrene (ca. 282 bis 202 v. d. Z.) war die Kugelform der Erde bekannt, auch der hl. Virgil soll im 8. Jhdt. daran geglaubt haben. Doch erst mit Kepler und Galilei habe sich diese Erkenntnis wie auch jene, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Universums steht, sondern Teil des Sonnensystems ist, allgemein durchgesetzt. Sagen die Physiker. - Ob das tatsächlich so ist, darf im Hinblick auf so manche Meldung anlässlich der Tsunami-Katastrophe wie auch im Vorfeld der Kyoto-Protokolle sowie seither bezweifelt werden. Umweltschützer, echte oder selbst ernannte Experten, Journalisten und andere mehr bewegen sich mitunter durchaus auf dem Planeten, als wäre er eine Scheibe. Und wer dies kritisiert, wie etwa der dänische Professor Björn Lomborg (Universität Aarhus), findet sich rasch im Mittelalter bei Teufelsglaube und Hexenverbrennung wieder.
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Am vorvergangenen Sonntag hatte es in Grönland 16 Grad. Bedarf es eines besseren Beweises für die globale Erwärmung? - Ja. "Ausrutscher" dieser Art liefert das Wetter nämlich ständig, man muss nur an die vielen hiesigen Augusttage denken, an denen die Temperatur weit unter dem liegt, was als "üblich" bezeichnet wird. Und: Selbst in Grönland war´s schon einmal viel wärmer, zuletzt im "kleinen Klimaoptimum" des Frühmittelalters. Damals wurde Grönland besiedelt, weil es tatsächlich grün war, und in Schottland wurde Wein angebaut.
Danach war Schluss mit lustig: Die "kleine Eiszeit" zwischen rund 1450 bis 1850 ließ die Gletscher bis weit in die Täler vorrücken, kalte Winter und nasse Sommer führten zu einer Häufung von Sturmfluten, Überschwemmungen, Missernten, Hungersnöten und Seuchen.
Mittlerweile ist es im Durchschnitt zwar wärmer geworden, doch vom Klimaoptimum zwischen 8000 und 4000 v. d. Z., den wärmsten und feuchtesten Jahren der Nacheiszeit (Holozän), kann dennoch keine Rede sein. Damals führte das Abschmelzen des Inlandeises zu einem Anstieg des Meeresspiegels, der Wasserspiegel des Tdschadsees lag um 40 Meter höher als heute und in der Sahara wuchsen Oliven, Zypressen und Lorbeer.
Alles im Fluss
Weder das Klima noch die Erde (in ihrer Kugelform) sind konstant, die letztgenannte ist infolge der physikalischen Prozesse zwischen dem 4.000 bis 5.000 Grad C heißen Erdkern und der etwa 20 Grad C kalten Oberfläche überhaupt eine Art Wärmekraftmaschine, die "am schnellsten und effektivsten zu einem Temperaturausgleich mit dem sie umgebenden kalten Weltraum kommt, indem heiße Materie aus der Tiefe nach oben transportiert wird, wo sie die Wärme an der Erdoberfläche abgibt. Heißes Material, das spezifisch leichter ist als kaltes, steigt von der Grenze des Erdkerns in 2.900 km Tiefe durch den Erdmantel nach oben. An der Oberfläche kühlt dieses Material dann ab und sinkt, da spezifisch schwerer geworden, wieder nach unten. Auf diese Weise entstehen im Erdmantel riesige Konvektionswalzen, die Material und Energie transportieren. Gleichzeitig bewegen sie die auf ihnen 'schwimmenden', aus leichteren Gesteinen bestehenden Kontinentalplatten. Die Kontinentaldrift ist ein klares Anzeichen für diesen Wärmetransport durch Konvektion von Materie...", wie "Die Welt der Physik" sehr schön im Internet erläutert.
Die Kraft der Sonne
Das ist umso beunruhigender, wenn man - entsprechend dem zweiten Lehrsatz der Thermodynamik, Stichwort "Entropie" - an die weiteren potenziellen und gegebenen Folgen denkt, aber fast harmlos gegenüber anderen Kräften: Denn das Wettergeschehen wie das Klima werden generell von der Sonneneinstrahlung geprägt. Allerdings, auch das ist wahr: "Die zunehmende Industrialisierung und die Landnutzung verändern die Eigenschaften des Planeten Erde, z. B. seine Fähigkeit, Strahlung zu absorbieren, zu reflektieren und zu emittieren - mit der möglichen Folge von anthropogenen Klimaänderungen." (Abermals zitiert aus "Welt der Physik".) Wie hoch der Anteil des Menschen daran ist, kann allerdings seriöser Weise niemand behaupten. Denn "um diese Änderungen richtig einschätzen zu können, müssen zunächst die natürlichen Änderungen des Langzeitklimas (über mehr als 10.000 Jahre), des Mittelzeitklimas (10.000 bis 100 Jahre) und des Kurzzeitklimas verstanden werden."
Dies geschieht durch aufwändige Berechnungen und (numerische) Modelle, in denen versucht wird, zahlreiche veränderliche Größen zu berücksichtigen, während geologisch-biologische Archive (Meeres- und Binnenseeablagerungen, Bohrkerne aus polaren Eiskappen, Korallen, Baumringe, Höhlensinter etc.) als Informationsquellen über das erdgeschichtliche Klima dienen. Wobei Mikroklimata noch gar nicht berücksichtig sind. Und schließlich gilt es noch, all dies möglichst richtig zu interpretieren.
Am Beispiel Totes Meer
Das Tote Meer trocknet aus, wenn nicht bald über politische Grenzen hinweg wassersparende Maßnahmen ergriffen werden. Zur Zeit sinke der Wasserspiegel um fast einen Meter, weil Israelis, Jordanier und Palästinenser alle Zuflüsse übermäßig stark anzapfen, berichtet das Magazin "National Geographic Deutschland" in seiner März-Ausgabe. Hier ist, anders als vor rund 2.000 Jahren, der Mensch der Verursacher. Seinerzeit waren es sich rasch verändernde klimatische Bedingungen, die aus einem mediterranen jenes extrem trockene Klima machten, wie es noch heute in der Region herrscht. Salzablagerungen beweisen dies.
Doch was fangen wir mit solchen Meldungen an? - "Die Klimaerwärmung wird einer Studie zufolge den Südosten Europas bis zum Jahr 2100 so erwärmen, dass die Landschaft der von Nordafrika gleicht. Im Juli werde die Temperatur im Süden und Westen Griechenlands um rund sechs bis acht Grad steigen, berichteten Forscher der Universität Athen. Die Regenfälle werden demnach im Westen um rund 60 Prozent zurückgehen. Einziger Ausweg sei die drastische Reduzierung des Kohlendioxids in der Atmosphäre."
Kühe, Tennisbälle, Reifen
Ob dies wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, wird von Umweltschützern bezweifelt, sind in diesem Szenario doch grasende Kühe, Tennisbälle und Autoreifen noch gar nicht berücksichtigt. Also Methan, das bei der Verdauung in den Mägen von Kühen entsteht, und Schwefelhexafluorid, das Turnschuhen, Tennisbällen und Autoreifen mehr Sprungkraft verleiht. Wobei Schwefelhexafluorid etwa nach Schätzungen von UNO-Experten ein 23.900 Mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid ist, wie Umweltschutzorganisationen betonen. Einziger Trost: Diese weniger bekannten Gase machen (Methan mit 8,7 Prozent ausgenommen) zusammen einen Anteil von 1,6 Prozent aus.
Und noch ein Alarmruf, diesmal aus Washington: Einer neuen Studie zufolge ist nun bewiesen, dass sich die Weltmeere genau so erwärmen, wie es Computerberechnungen vorausgesagt hatten - nämlich dass das Polar- und das Grönlandeis schmelzen und dass auch dem Norden dramatische Klimaveränderungen drohen. "Jetzt ist Schluss mit der Debatte, ob wir eine globale Erwärmung haben. Jetzt geht es nur noch darum, was wir tun", sagt Tim Barnett vom Scripps Institut für Meeresforschung im kalifornischen La Jolla.
Der US-Physiker wertete neun Millionen Messdaten der Nationalen Meeres- und Atmosphärenbehörde (NOAA) der USA aus und kam zum Ergebnis, dass sich die Meeresoberflächen von 1969 bis 1999 global um ein halbes Grad Celsius erwärmt haben.
Vor eisigen Wintern
Gleichzeitig verändert sich der Salzgehalt der Meere durch das zunehmende Schmelzwasser. Mehr als 20.000 Kubikkilometer Süßwasser vom schmelzenden Polareis haben sich nach Kalkulation der Meeresforscherin Ruth Curry zwischen 1965 und 1995 in den Atlantik ergossen. Hält dieser Trend an, bedroht er den Nordatlantik-Strom, jenes empfindliche System, das Meerwasser in den Tiefen aus dem hohen Norden wie ein Förderband in die südliche Hemisphäre schiebt und auf der Oberfläche wieder zurück zieht. Es bringt damit auch warme Luft nach Nordeuropa. Durch den verminderten Salzgehalt des Atlantikwassers drohe dieses System aus den Fugen zu geraten und das Klima vor allem rund um den Atlantik maßgeblich zu beeinflussen, warnt die Forscherin. Ein solches Szenario habe es vor gut 8.000 Jahren schon einmal gegebenen - mit schwerwiegenden Folgen. Nordeuropa habe damals eisige Winter durchgemacht, sagt Curry, und dürfte bei einer Wiederholung neben dem nordamerikanischen Norden am meisten leiden. Schuld daran sind einmal mehr die "Treibhausgase".
Falsche Prioritäten
Auch Björn Lomborg - knapp 40, Professor für Statistik an der Universität Aarhus in Dänemark, Ex-Mitglied von Greenpeace und im Jahr 2001 vom World Economic Forum zum "Global Leader of Tomorrow" gewählt - sieht die globale Erwärmung als Faktum, bezeichnet aber das Inkrafttreten der Kioto-Protokolle als "teuersten Vertrag aller Zeiten", zumal er falsche Prioritäten setze. Der "Alarmismus" der Umweltschützer habe über die Prioritäten der führenden Ökonomen der Welt - Aids, Hunger, Freihandel und Malaria - obsiegt.
Denn, so Lomborg, die vorhandenen Klimamodelle zeigen, wie wenig wir gegen die globale Erwärmung beitragen können: "Selbst wenn sich alle Länder dieser Erde einschließlich den USA das ganze nächste Jahrhundert an die Kioto-Protokolle halten, wäre die dadurch hervorgerufene Veränderung kaum messbar und die Erwärmung würde sich um magere sechs Jahre auf das Jahr 2100 verschieben. Die dabei entstehenden Kosten betragen aber jährlich mindestens 150 Mrd. Dollar."
Der reflexartige Aufschrei der Öko-Bewegung darauf zeigte durchaus Parallelen zur "Häresie" der Erdkugelform vor Kepler und Galilei. Auch deshalb sind Lomborgs Statements wohl zu bedenken.