Freihandelszone könnte wachsen. | Efta als Brücke nach Europa. | St. Gallen. Joannes Eidesgaard möchte nach Europa. "Für ein europäisches Land, wie wir es sind, ist es sehr schlecht, wenn wir an der fortschreitenden Integration in Europa nicht teilhaben", sagt der Ministerpräsident der Färöer-Inseln. "Wir fühlen uns ein bisschen isoliert."
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Seine Regierung will nun die Beziehungen zu Europa verbessern. Dazu will sie der Europäischen Freihandelszone (Efta) beitreten. Die Efta böte den abgelegenen Inseln gegenüber der EU dabei klare Vorteile: Sie ist deutlich kleiner - ein "exklusiver Klub", wie Eidesgaard sagt. Und sie besteht unter anderem aus den beiden nordischen Nachbarn Island und Norwegen, die ähnliche Interessen haben wie die Färöer. Die EU dagegen brächte nur Nachteile. Denn die Fischereipolitik wird dort zentral gesteuert. Die Färöer könnten aber nicht die Kontrolle über ihren wichtigsten Wirtschaftszweig an Brüssel abgeben.
Die Efta wäre für die 18 Inseln im Nordatlantik mit ihren 48000 Einwohnern nichts Neues: Als Teil des Königreiches Dänemark waren die Färöern bereits bis 1973 Teil der Freihandelszone.
Island für Beitritt
Die Efta könnte zwar eine Verstärkung gut gebrauchen. Mit ihren vier Mitgliedern ist sie nur noch ein Schatten jener Gemeinschaft, die einst von Großbritannien als Gegengewicht gegen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet worden ist und mehr Mitglieder hatte als der Brüsseler Klub. Aber die Efta hat die Färöer bisher dennoch kühl empfangen. Die Minister der vier Länder haben Ende Juni im isländischen Hofn erstmals über den Wunsch diskutiert. Unterstützung erhielten die Färöern von Island, das im vergangenen Jahr eine Wirtschaftsunion mit den Färöern vereinbart hatte. Die Schweiz dagegen steht dem Wunsch eher ablehnend gegenüber. "Die Schweiz möchte nicht auf die Anfrage eintreten", sagt Evelyn Kobelt, Sprecherin des Volkswirtschaftsdepartements. Es wäre es extrem aufwendig, die bestehenden Freihandelsabkommen der Efta mit andern Ländern an ein allfälliges fünftes Mitglied anzupassen. Aus Liechtenstein tönt es ähnlich.
Neue Rolle für Efta?
Norwegen dagegen unterstreicht die nordische Solidarität gegenüber der Inselgruppe. Offen sei aber unter anderem, wie die Efta mit ihrem Prinzip der Einstimmigkeit ein weiteres Mitglied verkraften könne, heißt es aus dem Außenministerium in Oslo.
Anderswo in Europa werden die Diskussionen in der Efta aufmerksam verfolgt. Denn auch andere abhängige Gebiete fühlen sich in Europa isoliert. So sollen die britischen Kanalinseln bereits die Fühler ausgestreckt haben. Die Efta könnte so in eine neue Rolle hineinwachsen und als "Klub der Kleinen" einen neuen überraschenden Frühling erleben.