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Heute vor 25 Jahren, am 15. Oktober 1978, servierten Gerhard Bronner, Peter Wehle, Kurt Sobotka, Lore Krainer und Peter Frick erstmals den "Guglhupf". Wäre ich nicht durch eine ORF-Aussendung darauf hingewiesen worden, ich hätte der sonntäglichen Kabarettsendung um 9.30 Uhr auf Ö1 ohne weiteres 25 Jahre mehr attestiert, wirkt sie doch längst wie ein radiophones Fossil und hat sich allen Modernsierungsversuchen gegenüber als erstaunlich resistent erwiesen.
Ich selbst habe die Gestalter in dieser Kolumne einmal etwas uncharmant als "Kleinkunst-Zombies" bezeichnet. Das nehme ich nicht zurück, möchte aber doch differenzieren: Der "Guglhupf" ist weit und breit das einzige Kabarettprogramm, das sich Woche für Woche mit den aktuellen politischen Ereignissen beschäftigt. Ansonsten ist ja das politische Kabarett in Österreich so gut wie tot. Die Kabarettisten befassen sich lieber mit Lifestyle-Themen, mit den Schrullen ihrer Zeitgenossen (Fitnesswahn, Beziehgungsproblemen und Abspecken) oder bewegen sich nur noch im Bereich des mehr oder weniger geistreichen Blödelns. Die immer wieder gehörte Schutzbehauptung, die politische Realität sei ja selbst schon Kabarett genug und durch Satire kaum zu übertreffen, klingt zwar gut, sollte die "Jungen" aber trotzdem nicht daran hindern, sich mit der Gegenwart grundsätzlich auseinanderzusetzen. So lange das aber nicht der Fall ist, haben die alten "Guglhupfer" alle Berechtigung für ihre Art des Kabaretts. Mag es auch verstaubt wirken, so hat es doch fast schon Kultstatus. Alternativen gibt es leider nicht.