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Es ist ein beispielloser Einschnitt, der am Dienstag für das österreichische Kulturleben durch den Corona-Erlass der Regierung gesetzt wurde. Und nicht nur für das Kulturleben: 100 Personen hat man schnell beisammen, das haben sicher einige Veranstalter mit Schrecken feststellen müssen. Zynisch gesagt könnte man jetzt von der "Stunde der Kleinbühnen" sprechen, weil die gerade noch so durchrutschen.
Dass alle großen Kulturinstitutionen gleichzeitig schließen müssen, das war wohl das letzte Mal im Krieg der Fall. Daher ist der Schock verständlicherweise ein großer. Die IG Kultur forderte Entschädigungen und kritisierte, dass der rigorose Schritt die Kulturschaffenden aus dem Nichts getroffen hätten. Nun kann man das eigentlich nicht sagen - bereits seit einiger Zeit musste mit Einschränkungen gerechnet werden, die das öffentliche Leben betreffen. Und die Institutionen selbst haben bereits gemerkt, dass die Besucher zuletzt freiwillig weniger werden - sowohl in den Museen und Theatern als auch in den Kinos.
Natürlich ist es eine schmerzliche Maßnahme, die vor allem in Wien das Stadtleben auf ungeahnte Weise verändern wird. Aber wenn sie dabei hilft, das Virus in seiner Ausbreitung zu verlangsamen, ist sie unerlässlich. Denn drastisch gesagt: Ein paar Wochen auf Kunst und Kultur zu verzichten ist definitiv eher zu verschmerzen, als vielleicht auf Verwandte oder Bekannte, die der für das Virus anfälligen Risikogruppe angehören, für immer zu verzichten.