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Kultur macht gleicher

Von Alexandra Zawia

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"Schau, ein Künstler!", hallte es noch bis in meine Träume nach. Überall Künstler wohin das ORF-Kamera-Auge reichte, bei diesem Opernball. Redlich war man bemüht, den "Ball der Bälle" wieder mehr mit "Kultur" in Zusammenhang zu bringen anstatt etwa mit Spaß. Dominique Meyer ist eben nicht Ioan Holender.


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Das ging freilich nur mit eisener Strategie. Erstens: Alles schönreden. Zweitens: Nur zeigen, was man sehen sollte - und exklusiv für "Kultur" hält. Heißt: den "bösen Richie" aussparen. Zum ersten Mal, seitdem Oper und ORF die unfreiwillige Symbiose mit dem Baumeister-Boulevard eingegangen waren, taten gestern alle so, als würden sie ihn nicht brauchen. Ein schmerzhafter Anblick, so oder so.

Immerhin stellte man (den schlagfertigen) Klaus Eberhartinger auf den Roten Teppich, der - war sein Outfit mit schwarzem Zylinder wirklich zufällig gewählt? - von Sir Bob Geldof prompt mit "Mr. Lugner" verwechselt wurde. Strategie-Punkt Nummer drei: Künstler filmen! Zum Glück hatten die Wiener Philharmoniker zugesagt. Wie die Zeitdauer ihres Auftrittes sonst gefüllt worden wäre, man weiß es nicht. Vor Elina Garancas Auftritt schwenkte die Kamera gerne auf von Barbara Rett willkürlich gruppierte Kultur-Menschen, denen sie Opern-affine Statements abrang. Dank Lang Lang wurde die Welt Zeuge globaler Freunderlwirtschaft, pardon, kultureller Selbstverständlichkeiten: Auf Retts Frage, wann er sich entschieden hatte, zum Opernball zu kommen, sagte er enthusiastisch wahrheitsgemäß: "Heute Morgen." Ein Satz, der alle Warteliste-Geprüften bis ihn ihre Träume verfolgen dürfte, die nicht mit Kultur in Verbindung gebracht werden, sie aber finanzieren.