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Kulturnation Österreich?

Von Hermann Schlösser

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Ein etwas exotischer TV-Tipp für alle, die trotz Barbara Karlich daran glauben, dass Talkshows dem "Kulturauftrag" nicht zwangsläufig widersprechen müssen: Im französischen Sender TV5, zu sehen im Wiener Kabelnetz, lädt Franz-Olivier Giesbert regelmäßig eine illustre Runde zum Gespräch über "Culture et dépendances", also die Kultur und was sonst noch dazu gehört. Giesbert, langjähriger Chefredakteur des "Figaro", jetzt Chef beim Wochenmagazin "Le Point", ist Autor subtiler Romane und ein in jeder Hinsicht gute Figur machender Talkshow-Gastgeber. Es ist ein bisschen so, als würde zum Beispiel Peter Rabl aussehen wie d'Artagnan, jedes Jahr einen empfindsamen Bestseller-Roman schreiben und Gäste von Weltformat in einer anregenden Diskussionsrunde über politische und kulturelle Themen parlieren lassen.

Natürlich wird sich der ORF nicht so leicht tun wie das staatliche französische Fernsehen, Gäste wie Karl Lagerfeld, Elie Wiesel, Umberto Eco oder Salman Rushdie zu rekrutieren. Dennoch ist es unverständlich, warum im Fernsehen der "Kulturnation Österreich" keine intellektuelle Auseinandersetzung stattfindet. Es könnte sich doch ein dankbares Publikum finden, wenn etwa Werner Schneyder mit Wendelin Schmidt-Dengler über Thomas Bernhard streitet, Robert Menasse mit Erich Hackl über die Wende-Regierung oder Rudolf Burger und André Heller über Vergangenheitsbewältigung. Bis es soweit ist: "Culture et dépendances", TV5, Mittwoch 23. 10., 0.40 Uhr (Wiederholung: Donnerstag, 24. 10., 14.15 Uhr).