Zum Hauptinhalt springen

Kulturwandel in der Forschernachwuchsförderung

Von Alexandra Grass

Wissen
Minister Töchterle mit der Doktorandin Nadia Tukhtubaeva.
© HBF

Ein PhD-Studium ermöglicht den Einstieg in die Laborpraxis.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Das dreigliedrige Titelsystem mit Bachelor, Master und PhD (Doctor of Philosophy) hält in Österreich zunehmend Einzug. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle spricht daher von einem "Kulturwandel" im Bereich der Doktorratsstudien. Hinter dem Namen "steht ein Programm, nicht nur ein Anglizismus", erklärte der Minister am Donnerstag beim Besuch der Max F. Perutz Laboratories in Wien.

PhD ist im Gegensatz zum herkömmlichen Doktorratsstudium der Einstieg in das reguläre wissenschaftliche Arbeiten und Forschen. Üblich ist neben der Bezahlung der Dissertanten auch die Teamarbeit. Es ist nicht nur mehr ein "Doktorvater" zuständig. Vor allem 1:1-Beziehungen würden allzu leicht instabil, was in Folge Lebensentscheidungen massiv beeinflussen könne, erklärt Christoph Kratky, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF. Immer mehr Dissertanten werden in Doktoratskollegs (DK) ausgebildet. Für die Finanzierung 37 solcher DKs hat der FWF seit dem Jahr 2004 knapp 108 Millionen Euro aufgewendet. Rund 380 Dissertanten werden derzeit in diesen Programmen ausgebildet. Das Ministerium hat im August 2012 zusätzlich 18 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Der PhD ist oft der Grundstein einer Forscherkarriere. Die Tatsache, dass "viele tüchtige Leute auch ins Ausland gehen", zeigt, dass wir richtig liegen, so Töchterle. Andererseits werden auch viele heimische Stellen international besetzt. Wobei die derzeitigen Kollegs vorwiegend im naturwissenschaftlichen Bereich eingerichtet sind. Da die Anfangsarbeit sehr umfangreich ist, sind die vom FWF finanzierten Programme auf zwölf Jahre ausgerichtet. Angesichts des starken Wachstums von vier bis fünf neuen Doktoratskollegs pro Jahr, "sieht man, dass uns das in finanzielle Schwierigkeiten bringen muss", erklärte Kratky. Deshalb diskutiere man derzeit im FWF, ob man die DK-Förderung nicht wieder in Richtung Universitäten zurückgebe. Das Wissenschaftsministerium habe mit seiner zusätzlichen 18-Millionen-Euro-Finanzierung die Richtung vorgegeben. Die mit diesen Mitteln geförderten DK müssten nach vier Jahren von den Unis übernommen werden.

Die Molekularbiologin Renee Schroeder sieht einen "enormen kollateralen Nutzen" und eine Qualitätssteigerung. Denn Lehre und Forschung kann man nicht trennen. Immerhin machen die PhDs und Postdocs die Grundarbeit in der Forschung - und das bezahlt. "Diese Kultur muss sich etablieren", so Schroeder.

Bunte Förderlandschaft

In Sachen Finanzierung des Forschernachwuchses existiert in Österreich eine vergleichsweise vielfältige Förderlandschaft. Neben dem FWF, dem Wissenschaftsministerium und den Unis gibt es auch regionale Fonds, Spezialinstitute wie etwa die Ludwig-Boltzmann-Institute, oder Auftragsarbeiten von Unternehmen. Eine besondere Stellung nehmen allerdings auch Preise für den Forschernachwuchs ein, die jungen Wissenschaftern oft über Jahre ihre Arbeit finanzieren - wie etwa die Wittgenstein-Start-Preise für hervorragende Nachwuchswissenschafter.