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Kunden bleiben trotz "Kuba-Krise"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Nowotny verteidigt Vorgehen der Bank gegen Kuba-Kunden. | Kein EU-Einspruch? | Wien. Der Rausschmiss kubanischer Kunden hat bisher offenbar nur das Image der Bawag lädiert - nicht aber deren Geschäft. Gröbere Auswirkungen nach dem öffentlichen Sturm der Empörung, der zuletzt über die Bank hinwegfegte, sieht Generaldirektor Ewald Nowotny vorerst keine. "Den April verlassen wir ebenfalls mit Zuwächsen bei den Spareinlagen", so der Bankchef.


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http://www.wienerzeitung.at/Images/2007/4/24/948_377_1533_240425zahlen1.png Einen Einspruch Brüssels wegen nationaler Diskrimi nierung von Kunden wird es laut Nowotny nicht geben, allenfalls ein "Informationsverfahren mit Verwaltungsfragen". Dass die Geschäftsverbindungen mit den rund 100 Kuba-Kunden sowie im Iran tätigen Firmen gekappt wurden, war eine Entscheidung des Bawag-Vorstands - vorausschauend im Hinblick auf den neuen Eigentümer, den US-Fonds Cerberus, der nach dem Closing Mitte Mai in der bisherigen ÖGB-Bank die Fäden zieht. "Wir hatten keinen Befehl." In Vorbereitung auf den Eigentümerwechsel sei es jedoch Aufgabe des Vorstands gewesen, Rechtsrisiken für Cerberus schon im Vorfeld auszuschalten, verteidigt Nowotny sein Vorgehen.

Künftig werde die Bawag "natürlich nach österreichi-schem Recht geführt". Aber zu berücksichtigen sei auch, dass es in einer globalisierten Welt mehr und mehr zu Verflechtungen von Rechtsstrukturen komme, betonte Nowotny am Montag in der Bilanzpressekonferenz.

Den Kuba-Kunden, denen die Konten gekündigt wurden, hat der Bawag-General erneut "größtes materielles Entgegenkommen" versprochen: "Niemand wird durch diese Maßnahmen Schaden erleiden und ohne Bankverbindung übrig bleiben." Zusätzlich will sich Nowotny bei den US-Behörden für eine Ausnahmeregelung, wie sie Austro-Banken in US-Eigentum (so etwa GE Money) haben, stark machen. Eine Bewilligung dafür dauert im Regelfall zwei Jahre.

Massive Geldabflüsse

Das Krisenjahr 2006, in dem die Republik wegen milliardenschwerer Karibik- und Refco-Altlasten für die Bank ein Rettungspaket schnüren musste, hat die Bawag mit einem kleinen Gewinn abgeschlossen (siehe Grafik) . An Spareinlagen sind ihr aber, was noch immer besonders schmerzt, 3,6 Mrd. Euro abgeflossen - ein Fünftel des Gesamtvolumens. Im ersten Quartal 2007 ist mit einem Netto-Zufluss von 130 Mio. Euro ein winziger Teil zurückgekommen. Auf Nowotny wartet noch viel Arbeit, um das Vertrauen wieder zurückzugewinnen.

Den Gewinn will er heuer weiter steigern. Punkten soll die Bawag u.a. im Leasing und im Wertpapiergeschäft (über sichere Veranlagungsprodukte). Die Zusammenarbeit mit der Post soll (was Cross-Selling-Aktivitäten betrifft) verstärkt werden. Und für Osteuropa feilt Nowotny mit der Cerberus-Tocher GM-Bank gerade an Kooperationen.

Beim Zivilprozess gegen Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner im Juni will Nowotny für die Bank rausschlagen, "was überhaupt nur möglich ist".

Übrigens: Angeblich zieht Cerberus-Boss John Snow nicht als Präsident in den Bawag-Aufsichtsrat ein.