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Kunden im Spesendickicht

Von Stephan Hofer und Stefan Meisterle

Wirtschaft
Wer bei der Wahl des geeigneten Girokontos Preise und Kosten einholt und vergleicht, findet sich nach Ansicht der Arbeiterkammer rasch in einem Gebührendschungel wieder.
© fotolia

Kritk an niedrigen Guthabenzinsen bei gleichzeitig hohen Überziehungszinsen.
| Bankenbranche kann Vorwürfe nicht nachvollziehen.


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Wien. Die Wahl des geeigneten Bankkontos ist oft nicht die leichteste Übung. Das müsste nicht so sein, ist die Arbeiterkammer (AK) jedoch überzeugt. Spesen und Gebühren würden Angemessenheit und Transparenz zum Teil vermissen lassen. Von den Banken fordert die AK folglich mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit - und bestätigt im AK-Bankenmonitoring immerhin, dass die Kosten seit Dezember 2010 größtenteils stabil geblieben sind.

"Die Konsumenten brauchen bei den Bankgeschäften mehr Klarheit", gibt Gabriele Zgubic, Leiterin der AK-Abteilung Konsumentenpolitik, zu bedenken. Und fordert die Banken zu einem Preisaushang im Internet aus. Das soll helfen, "den Gebührendschungel zu lichten", so die Expertin.

Von einem derartigen Gebührendschungel will Michael Ernegger, stellvertretender Generalsekretär des Verbandes Österreichischer Banken und Bankiers, nichts wissen. "Das muss man entschieden von sich weisen", so Ernegger. "Für Kunden ist bei einem Gehaltskonto durchaus klar, was man zahlen muss", ist er überzeugt. "Mit einem Gehaltskonto kauft man ein Paket, da sind die grundsätzlichen Leistungen drinnen. Man hat also eine Preissicherheit", so Ernegger, der allerdings einräumt, dass es auch Leistungen gibt, die "außerhalb des Pakets liegen und dann Mehrkosten verursachen, wie zum Beispiel die Bareinzahlung auf institutsfremde Konten." Da derartige Leistungen nur selten in Anspruch genommen werden würden, seien sie für die Bank in der Verarbeitung schwieriger und folglich für den Kunden teurer.

Auch im internationalen Vergleich stehe Österreich nach Erneggers Ansicht nicht schlecht da. "Die Leistungen der Banken liegen preislich im günstigsten Drittel." Auf das niedrige Preisniveau verweist auch Herbert Pichler, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung bei der Wirtschaftskammer Österreich. "So intransparent, wie das dargestellt wird, ist das keineswegs. Kunden können durchaus vergleichen", so Pichler.

Zinsen für Guthaben und Überziehung
Ein Dorn im Auge ist der AK indes speziell die Diskrepanz zwischen niedrigen Guthabenzinsen, die im Mittel bei 0,125 Prozent liegen, und hohen Überziehungszinsen von durchschnittlich 9,5 Prozent. "Diese Zinsen werden seit Jahren nicht an den Marktzins angepasst", so die Kritik von Zgubic. Pichler kann das nicht nachvollziehen: "Überziehungen lösen höhere Kosten aus. Die müssen entsprechend berechnet werden."

Ins selbe Horn stößt auch Ernegger: "Ein Girokonto hat überhaupt nichts mit Sparen zu tun. Es ist dazu da, um nur kurzfristig überzogen zu werden. Für längere Zeitspannen gibt es günstigere Formen, bei denen einem auch die Bank weiterhilft."  Den Kostenunterschied erklärt Ernegger mit der Planungssicherheit für Banken. Eine Überziehung verursache "Risikokosten und Zusatzkosten" für die Bank, sagt der Bankenverbands-Experte. Daraus würden dann auch höhere Überziehungszinsen für den Konsumenten resultieren.

Kontokosten blieben zuletzt stabil
Immerhin bescheinigt das Bankenmonitoring dem Großteil der Institute, die Kosten zuletzt nicht erhöht zu haben. Die besten Zinsen für Guthaben bekommen nun Kunden der Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien mit einem Prozent. Die Bank für Tirol und Vorarlberg hingegen zahlt für Gehaltskonten keine Zinsen. Die geringsten Sollzinsen verlangt die Hypo Alpe-Adria mit 4 Prozent, die höchsten berechnet die Bank Austria mit 13,25 Prozent.

Unter Zugrundelegung eines durchschnittlichen Nutzungsverhaltens attestiert der Bankenmonitor Direktbanken und Online-Banken die geringsten Kosten: Hier müssen Kunden nichts zahlen, dafür allerdings auf ein klassischen Schaltergeschäfts verzichten.