Proteste gegen Wucher-Hypotheken lösten Bank-Run aus. | Amsterdam. Montagmorgen, neun Uhr, fiel der Vorhang: Ein Amsterdamer Gericht zog einen Schlussstrich unter die verzweifelten Versuche von Eigentümer und Aufsichtsrat, die Pleite der niederländischen DSB-Bank noch abzuwenden. Für die Privatbank, so das Urteil, bestünde keine Aussicht auf Rettung.
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Für die rund 400.000 Kunden wirkt der Slogan der Bank ("Gut für Ihr Geld") nun wie Hohn: Die Bankenversicherung kommt nur für Einlagen bis 100.000 Euro auf. Insgesamt sollen die an der Bankensicherung beteiligten Kreditininstitute - wie Rabobank, ABN Amro und ING - für 3,25 Milliarden Euro aufkommen müssen. Mit dem Konkurs verlieren 1300 der 2000 Mitarbeiter sofort ihre Arbeit, der Rest soll nach der Abwicklung folgen.
DSB-Eigentümer Dirk Scheringa hatte schon am Sonntag eingeräumt: "Es ist aus und vorbei, es gibt keine Möglichkeiten mehr." Zuvor war der letzte Rettungsplan gescheitert. Dieser sollte in einer einmaligen Aktion 200 Millionen Euro generieren, wobei für die Hälfte der Staat einspringen hätte sollen. Die Weigerung von Finanzminister Wouter Bos war indes zu erwarten gewesen: Die niederländische Regierung hatte seit Beginn der Turbulenzen staatliche Unterstützung abgelehnt. Die Schwierigkeiten der DSB-Bank seien selbst verschuldet und resultierten nicht aus der Finanzkrise, sodass staatliche Hilfe gegen die europäische Gesetzgebung verstoßen hätte.
Wucher: Kundenprotest
Das Wochenende war nur der Schlusspunkt einer dramatischen Entwicklung, die am ersten Oktober begonnen hatte: Ein Zusammenschluss verärgerter Kunden hatte sich im Fernsehen über Wucher-Hypotheken der DSB-Bank beschwert und Sparer aufgerufen, ihre Einlagen abzuziehen. Binnen zwölf Tagen wurden 600 Millionen Euro abgehoben. Vergangenen Montag musste die Privatbank unter Kuratel der Zentralbank DNB gestellt werden. Ende letzter Woche platzte zudem eine Übernahme durch den texanischen Investmentfonds Lone Star.
Die DSB-Bank ist benannt nach ihrem Gründer Dirk Scheringa, einem ehemaligen Polizisten und Finanzberater, der zudem als Mäzen von Fußballmeister AZ Alkmaar auftritt. "Wir sind nicht pleitegegangen, wir wurden kaputtgemacht", sagte Scheringa. Er wirft der Regierung und Zentralbank vor, möglicherweise Informationen weitergegeben zu haben, die den Bank-Run begünstigt hätten.