Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Glückwunsch, es ist ein... Küken? Ein Billet mit so einem Aufdruck hätte man diese Woche Abraham Poincheval überreichen können. Und zwar gleich neun Mal. Der französische Künstler hat im Rahmen einer Performance neun Küken ausgebrütet. Dafür saß er drei Wochen lang in einem Plexiglaskobel über einer Grube mit Hühnereiern, umhüllt von einer dicken Decke.
Eine etwas bizarre, aber offenbar ausreichend kuschelige Umgebung, die zum erhofften Babyboom geführt hat. Poincheval wurde dafür von Tierschützern kritisiert. Die Tierschutzorganisation Peta warf dem Brutkünstler - er bezeichnete sich selbst als "menschliche Henne" - gar Grausames vor: "Das Küken wird seine Mutter nie kennenlernen."
Das ist in der Tat eine beachtliche Brutalität. Im Normalfall leben Küken ja bekanntlich in sozial stabilen, nachhaltig ausgerichteten Familienverbänden und tollen unbeschwert durch das Landleben. Und nur manchmal, ganz selten, spielen sie mit dem Schredder.
Was Peta wiederum gar nicht stört, ist, dass sich der Künstler und Leihvater dreist aus der Verantwortung stiehlt. Kaum haben die gelben Federschnuffel ihren Bewärmer erblickt, wird er ihnen auch schon wieder entrissen. Und es geht ab auf den Bauernhof, wo sie ihr Lebtag traumatisiert nach diesem seltsam unhuhnig aussehenden Wesen suchen werden. Womöglich erzählt ihnen dann auch noch jemand, dass das gar nicht ihr Vater ist, sondern so ein eitler Gockel mit seniler Bettflucht. Wenn die in die Pubertät kommen, kann sich der Rest vom Bauernhof echt warm anziehen.