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Kunst-Stück namens Helfried

Von Manfred A. Schmid

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ORF 2 ist das Feigenblatt, das viele Blößen im Programmangebot von ORF 1 zu verdecken hilft. Aber auch im Einser-Kanal gibt es jede Woche - von der an Staatsfunk-Propaganda erinnernden durchgeschalteten "ZiB 1" einmal abgesehen - zumindest ein öffentlich-rechtliches Feigenblatt zu erspähen: Es handelt sich um die Sendung "Kunst-Stücke", donnerstags um 23.30 Uhr, und ich verstehe bis heute nicht, warum es dieses oft sperrige und abgehobene Format ausgerechnet hierher verschlagen hat. Vielleicht gar als Feigenblatt für das Tratschmagazin "Treffpunkt Kultur" auf ORF 2, das sich immer öfter wie eine auf eineinhalb Stunden ausgewalzte "Seitenblicke"-Sendung ausnimmt? Das wäre schon paradox: Avantgarde pur in ORF 1, Kunst als conversation-piece in ORF 2 . . .

Wie dem auch sei - die Programmplanung bleibt ein Mysterium. Am vergangenen Donnerstag jedenfalls gab es in den "Kunst-Stücken", die eben 20 Jahre alt geworden sind, eine Entdeckung zu machen: In der neuen Leiste "Rampenfieber", in der noch wenig bekannte Talente der heimischen Kleinkunstszene vorgestellt werden, trat ein Neuling auf, den man sich merken sollte: Der junge Grazer Christian Hölbling. Helfried, die von ihm geschaffene Kunstfigur, hat wahrhaft deixsches Format: Helfried ist ein österreichischer Oberstudienrat mit Sängerknabenvergangenheit, sowohl pedantischer Kleingeist als auch borniertes Grenzgenie - mit einem Schuss Sadismus und einer großen Portion Lustfeindlichkeit. Zum Hassen böse und zum Lachen komisch. Wenn Hölbling wieder einmal im TV zu sehen ist, unbedingt einschalten! Und wer bis dahin nicht warten kann: Ab 6. März tritt Helfried im Wiener Theater am Alsergrund auf.