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Sie dachten, Sie lesen einen seriösen Kommentar in der "Wiener Zeitung". Was dann geschah, machte Sie sprachlos! So ähnlich könnte die Einleitung dieses Textes im Online-Magazin "heftig.co" lauten. Das ist eine Geschichtenvertriebsplattform, die derzeit Rekorde bricht. Mit (bild-, video- und rufzeichenlastigen) Artikeln über Zahnstocherbastler, lustige Flugbegleiter und Katzen überholte das Portal die Online-Ausgaben von "Spiegel" und "Bild". Und zwar bei der Klickrate, die "heftig" über die Sozialen Medien, und hier vor allem Facebook, erreicht.
Die Macher der Seite sahen sich schnell der Kritik ausgesetzt, dass sie sich einfach nur am Internet bedienen und fremde Inhalte ausbeuten. In einem Interview umschrieben sie ihre Tätigkeit mit einem Wort, das zu einem Gottseibeiünschen der modernen Medienwelt geworden ist: "Wir stehlen nicht, wir kuratieren." Als Kurator hat man es heutzutage wirklich nicht leicht. War das früher ein angesehener Beruf in der Kunstszene, muss man heute verstohlen murmeln, welcher Beschäftigung man nachgeht. Denn vor einigen Jahren wurde das Kuratieren zum absoluten Modewort. Gerade dass keine Mineralwasser-Geschmacksrichtungen kuratiert wurden. Die "Huffington Post"-Gründerin Arianna Huffington hat das "Kuratieren" als Prinzip ihrer Nachrichtenseite genannt, auf der Texte ohne Bezahlung der Autoren erscheinen. Davon haben sich die Macher von "heftig" wohl den schicken Begriff abgeschaut. Sie werden nie glauben, was ihnen dabei entgangen ist: "Echte" Kuratoren sind normalerweise mit Quellenangaben sehr genau.