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Es gibt Abende, da fällt einem das Zuhören bzw. Zusehen mit fortschreitender Stunde immer schwerer; und das Schreiben dann darüber noch viel mehr. - Einen solchen Abend erlebte ich am Mittwoch.
Der Anfang war ja noch gut, sehr gut sogar: Da gab es um halb acht, in "Philharmonisches in Ö1", zunächst das "Symphonie Nr. 10" genannte Adagio, dann die "Erste" von Gustav Mahler. Die Wiener Philharmoniker unter Leonard Bernstein im Oktober 1974. Bis auf die fatale Eigenschaft des Rundfunks, extreme Spitzen abzuregeln (was dieser Musik gar nicht gut tat), eine wahre Freude. Solchermaßen positiv aufgeladen, hoffnungsfroher Umstieg aufs Fernsehen, zu "Musica" auf Arte. Und da verschnitt, unter dem Titel "Mein Kino für die Ohren", der Kanadier Francis Dhomont Vivaldis "Frühling" aus "Vier Jahreszeiten" mit Naturgeräuschen. Das Ergebnis hieß dann "Un autre printemps" und war eine Geräuschbrühe mit Vivaldi-Fetzen. Ich jedenfalls konnte nichts Neues darin finden und den Vivaldi auch nicht mehr. Ergebnis: Enttäuschung.
Nächster Versuch bei ORF 2, "Brennpunkt": "Erotik der Düf-te"; und anfangs durchaus heiter. Denn da war zu erfahren, dass der Geruch von Kürbiskuchen die Penisdurchblutung immens steigert. Das war noch konkret. Doch dann ging's um Pheromone, Mäuse und getragene Damen-T-Shirts, und es wurde zusehends und -hörens diffuser. Das vomero-nasale Organ schwirrte vorbei und Pheromon-Parfüms, die nicht halten, was sie versprechen. Am Ende wussten wir, dass wir fast nichts wissen. Immerhin: Die Sache mit dem Kürbis könnte vielleicht der steirischen Landwirtschaft erheblich helfen. Nur - das wurde in der Sendung nicht gesagt.