Im Nordosten Syriens ist es neuerlich zu blutigen Zusammenstößen zwischen Kurden und Arabern gekommen. Elf Menschen starben nach Angaben syrischer Sicherheitskräfte. Die Regierung in Damaskus versucht, die Lage durch ein massives Armeeaufgebot unter Kontrolle zu bringen und beschuldigt die Kurden, das Land destabilisieren zu wollen.
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Die Unruhen brachen am Montag in den drei mehrheitlich von Kurden bewohnten Städten Ras al-Ain, Qahtaniya und Ammouda an der türkisch-syrischen Grenze aus. Über die Städte wurde eine Ausgangssperre verhängt. In Ammouda hatten kurdische Gruppen zuvor eine Polizeistation gestürmt und fünf Polizisten sowie einen Soldaten ermordet. Ausgebrochen waren die Unruhen am Freitag letzter Woche während eines Fußballspiels zwischen Kurden und Arabern in der Stadt Kemeshli nahe der Grenze zum Irak. Damals gab es 14 Tote. Nach syrischen Angaben hatten Kurden die Unruhen provoziert, indem sie den von den Amerikanern gestützten irakischen Kurdenführer Massud Barzani hochleben ließen und in den Straßen zu randalieren begannen. Die arabischen Fußball-Fans konterten mit Saddam-Hussein-Parolen.
Die Regierung in Damaskus sieht hinter den Unruhen eine bewusst lancierte Destabilisierungskampagne syrischer oder irakischer Kurden-Politiker. Ob auch die USA, die zu Syrien ein mehr als angespanntes Verhältnis haben, ihre Finger mit im Spiel haben, ist ungewiss. Wie die israelische Zeitung "Haaretz" gestern in ihrer Online-Ausgabe berichtete, eilten am Sonntag mehrere US-Geheimdienstoffiziere per Hubschrauber aus dem Irak nach Kemeshli, wo sie eine Abordnung von Staatschef Bashir Assad trafen. Das US-Team soll diese vor einer Ausweitung des Kurdenaufstandes gewarnt haben. Die Situation könnte außer Kontrolle geraten und Damaskus hätte dann große Schwierigkeiten, die Kurdenmilizen im Nordirak davon abzuhalten, ihren syrischen Stammesgenossen zu Hilfe zu eilen, hieß es zweideutig.