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Kurdische Rebellengruppe PKK hat sich gespalten

Von Susanne Güsten

Politik

20 Jahre nach Beginn ihres bewaffneten Kampfes gegen die Türkei hat sich die kurdische Rebellengruppe PKK ("Arbeiterpartei Kurdistans") an der Gewaltfrage gespalten. Aus Protest gegen die Aufkündigung einer fünfjährigen Waffenruhe durch die Rebellen erklärte eine Führungsgruppe um Osman Öcalan, den Bruder des inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan, jetzt ihren Ausstieg aus der Organisation und gründete eine neue Gruppierung namens "Demokratische Friedensinitiative".


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In ihrem Gründungsaufruf kritisierte die Initiative, der auch der frühere PKK-Europachef Kani Yilmaz angehört, den "Stalinismus" der PKK-Nachfolgeorganisation KONGRA-GEL und protestierte gegen die Rückkehr zum bewaffneten Kampf. "Ein demokratisch gesinnter Teil der Führung hält es deshalb für notwendig, sich von KONGRA-GEL zu trennen", heißt es in der Erklärung. Ziel der neuen Initiative sei ein friedlicher Einsatz für eine demokratische Lösung der Kurdenfrage.

Mit Rückkehr zum bewaffneten Kampf bringe KONGRA-GEL "wieder Tod, Schmerz und Tränen" über die Kurden und mache angesichts des laufenden Demokratisierungsprozesses in der Türkei die Aussichten auf eine Verbesserung ihrer Lage zunichte, erklärten die Dissidenten, die sich nach heftigen Flügelkämpfen aus den PKK-Lagern in den nordirakischen Kandil-Bergen absetzten und in der von der US-Armee kontrollierten Großstadt Mosul sammelten.

Mit der Neugründung wollen sie nach eigenem Bekunden auch den Aufbau einer Demokratie im Irak fördern; unter anderem unterstütze ihre "Demokratische Friedensinitiative" den Plan der USA für eine Demokratisierung des Nahen Ostens und den Kampf gegen Terrorismus, erklärten die Anhänger um Osman Öcalan.

Die PKK hatte in ihrer neuesten Inkarnation als KONGRA-GEL vor vier Wochen die Waffenruhe aufgekündigt, die ihre Guerilla-Einheiten seit der Gefangennahme von Abdullah Öcalan und ihrem Abzug aus der Türkei vor fünf Jahren eingehalten hatten. Seither brechen im Südosten der Türkei immer wieder Gefechte zwischen den Rebellen und der türkischen Arme aus, bei denen bereits Dutzende Menschen getötet wurden.

Der Rückkehr zur Gewalt war ein erbitterter Führungskampf in der PKK vorangegangen, bei dem Osman Öcalan und seine Gesinnungsgenossen vor drei Monaten den Hardlinern unterlagen und daraufhin fliehen mussten. Wo PKK-Chef Abdullah Öcalan in der Auseinandersetzung steht, ist wegen seiner Einzelhaft auf einer türkischen Gefängnisinsel nicht ganz klar; vereinzelte Äußerungen gegenüber seinen Anwälten lassen aber darauf schließen, dass er auf der Seite der Hardliner steht. APA