Vom Corona- Apokalyptiker zum Covid-Optimisten.
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Wie von den Experten vorhergesagt, brachte die Urlaubssaison auch ein wenig Erholung vom Corona-Virus - und von der Politik.
Doch der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu und der Ernst des Lebens beginnt wieder. Als sich Bundeskanzler Sebastian Kurz am Freitag mit einer Rede an die Öffentlichkeit wandte, war er bemüht, Optimismus zu verbreiten. "Wir werden in absehbarer Zeit zur gewohnten Normalität zurückkehren können", versprach der Bundeskanzler.
Nach dem düsteren Ausblick zum Beginn der Pandemie - Kurz-Zitat: "Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist", herrscht nun also das Prinzip Hoffnung: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Corona-Krise kürzer andauern wird, als viele Experten ursprünglich vorhergesagt haben."
Kurz wurde von der Opposition dafür kritisiert, dass er "mit der türkisen Glaskugel in der Hand" Voraussagen trifft und der Hinweis der SPÖ, dass Kurz kein Virologe ist, ist nicht falsch. Aber es gibt für den Optimismus des Bundeskanzlers gute Gründe: Bald kommen verlässliche Schnelltests auf den Markt, die eine rasche Identifizierung von Clustern möglich machen werden, bei der Therapie von Covid-19-Patienten hat die Medizin große Fortschritte gemacht und die ersten Test-Ergebnisse der aussichtsreichsten Impfstoffkandidaten geben Anlass zur Zuversicht. Freilich: Den Sieg über Corona werden nicht Politiker erringen, sondern Wissenschaftlerinnen und Forscher.
Für die Politik geht es nun darum, den Weg aus der Pandemie- und Wirtschaftskrise zu finden. Die Antworten, die Kurz in seiner Rede lieferte: Investitionsoffensive, Digitalisierungsoffensive, Gründeroffensive. All das ist grundvernünftig, allenfalls kann man über die Details diskutieren.
Bei der Frage einer neuen Technischen Universität in Linz stellt sich etwa die Frage, ob anstelle der geplanten TU in Linz eine Stärkung der bereits bestehenden TUs nicht sinnvoller wäre.
Manches ist auch noch ziemlich vage: Wie etwa die Pflegereform gelingen oder wie der Pakt gegen Einsamkeit im Alter ausgestaltet werden soll, blieb unkonkret. Manches fehlte ganz: Etwa ein Plan für konkrete Maßnahmen gegen die Rekordarbeitslosigkeit oder eine bessere Anerkennung von systemrelevanten, aber mies bezahlten Arbeitnehmern. Und auch die Frage, wer nach der Überwindung der Krise die Sanierung der Staatsfinanzen schultern wird müssen, blieb völlig ausgespart.
Fazit: Kanzler Kurz hat sich vom Corona-Apokalyptiker zum Covid-19-Optimisten gewandelt. Optimismus wird die Regierung auch brauchen, denn es liegen noch einige sehr schwierige Monate vor ihr. Aber das Schlimmste scheint überstanden.