Österreichische Regierung will sich die Arbeit des Kaiciid bis Mitte | des Jahres "anschauen und dann entscheiden".
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Wien. Das umstrittene "König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" (Kaiciid) kommt immer mehr in Bedrängnis. Nach Bundeskanzler Werner Faymann stellt auch Außenminister Sebastian Kurz dem Dialogzentrum im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" die Rute ins Fenster: "Ich habe mich schon öfters kritisch zum Kaiciid geäußert, dessen Zielsetzung der interreligiöse Dialog ist", erklärte Kurz am Dienstag. Also solches sei es 2012 von den Regierungsparteien beschlossen worden. Seither sei aber einiges an Initiative, die man sich erwartet hätte, ausgeblieben. "Daher haben wir als Regierung beschlossen, dass wir bis Mitte 2015 das Zentrum beobachten werden und uns dann als Regierung eine Meinung bilden werden", erklärte der Außenminister. Das im Herbst 2012 von Österreich, Spanien, Saudi-Arabien und mit Unterstützung des Vatikan gegründete Kaiciid stand von Beginn an unter Kritik. Die Bestrafung eines Bloggers mit 1000 Peitschenhieben für islamkritische Äußerungen in Saudi-Arabien hat nun eine neuerliche Diskussion über die Schließung des Zentrums ausgelöst. Kritiker sehen in der Institution einen Versuch Riads, sein international wegen Menschenrechtsverletzungen ramponiertes Image aufzupolieren. Das Kaiciid ist laut seiner Satzung der Verständigung der Religionen verschrieben. Finanziert wird das Zentrum in erster Linie von Riad (mit 14 bis 16 Millionen Euro pro Jahr).
Unterdessen hat Bundespräsident Heinz Fischer am Dienstag angesichts des Terrors in Paris die Oberhäupter der größten Religionsgemeinschaften in Österreich, Kardinal Christoph Schönborn, den Präsidenten der islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac und den Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg zu einem Gespräch in die Hofburg geladen. Während der knapp einstündigen Sitzung wurde eine gemeinsame Erklärung verfasst, wie man auf die Bedrohung des religiös motivierten Terrorismus reagieren solle. Fischer will beim Vorgehen mit dem Abdullah-Dialogzentrumabwarten. "Ich bin nicht überzeugt, dass eine Schließung, die von Österreich ausgeht, der richtige Schritt ist", sagte er am Rande des Treffens. Zuerst solle man versuchen, das Zentrum zu "beleben". Sollte dies nicht gelingen, könne man über eine Schließung reden.