Kurzarbeit scheint die Antwort schlechthin auf die Krise zu sein. Derzeit sind knapp 22.500 Arbeitnehmer in Österreich von Kurzarbeit betroffen, Tendenz stark steigend. Neo-Arbeitsminister Hundstorfer hat zuletzt betont, er rechnet heuer insgesamt mit 40.000 Betroffenen, und wenn es 50.000 werden, sei es ihm "auch recht".
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Diese geradezu euphorische Wortmeldung hat zwei Gründe: Kurzarbeiter kosten das System weniger als Arbeitslose - und die Erhaltung der Stellen hat psychologische Effekte.
Doch wie wirkt sich der Kurzarbeits-Boom auf lange Sicht aus? Ist dies nur eine kurzfristige Entlastung oder wird tatsächlich die Beschäftigungslage stabilisiert? Darüber rätseln derzeit auch Experten. Es ist nicht auszuschließen, dass durch Kurzarbeit Kapazitäten in Unternehmen künstlich erhalten werden, die nicht mehr zeitgemäß sind. Damit würden strukturelle Probleme nur aufgeschoben, und das dicke Ende für die Beschäftigten kommt einfach nur später.
Außerdem bleibt abzuwarten, wie gut die von der Politik angekündigte Verknüpfung der Kurzarbeit mit Weiterbildungsmaßnahmen funktioniert. Das klingt theoretisch gut, macht aber nur Sinn, wenn die Qualifikationsmaßnahmen maßgeschneidert sind für den einzelnen Arbeitnehmer - und das bedeutet einen erheblichen administrativen Aufwand. Den darf man jetzt nicht scheuen!
Weiterbildung ist und bleibt die allerwichtigste Voraussetzung dafür, dass unsere Arbeitsmarktdaten nicht ins Bodenlose absacken - aber bitte sinnvoll. Jetzt ist aktives Bildungsmanagement statt Gießkanne angesagt, um die morgen notwendigen Fachkräfte heute auszubilden. Das kleine Österreich kann sich gegen die globale Krise nicht abschotten, doch wir sollten die Zeit nutzen, um genau jetzt zielgerichtet Geld für Wissen zu investieren. Denn wie meine Oma immer sagte: Was du einmal gelernt hast, nimmt dir niemand mehr weg.