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Kurze Geschichte der Volkszählung

Von Barbara Ottawa

Politik

"Die erste Volkszählung ist in der Bibel beschrieben. In Österreich könnte 2001 die letzte sein", formuliert Erich Streissler, Professor am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien. Er selbst sieht die Registerzählung eher skeptisch: "Jede Fortschreibung hat Probleme, die sich mit der Zeit kumulieren. Die Kontrolle ist das Wichtigste."


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Im Mittelalter sei die englische Verwaltung in Sachen Volkszählung vorbildlich gewesen, erzählt Streissler. William der Eroberer habe 1086 das "Doomesday Book" erstellen lassen, in dem er sogar die Zahl der Schweine niederschreiben ließ.

In Österreich fand die erste Volkszählung im modernen Sinn 1869 statt. Davor gab es immer wieder Zählungen der Personen, aber keineswegs in regelmäßigen Abständen.

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Hermann Hollerith in den USA die Technik, Informationen auf Lochkarten zu stanzen und sie so auszuwerten. Die Bearbeitung der Volkszählung von 1880 hatte acht Jahre gedauert, da sie von Hand durchgeführt wurde. Mit der Automatisierung konnte das Ergebnis bereits ein Jahr später präsentiert werden.

Heute werden die Fragebögen nach der Sortierung gescannt und der Computer versucht die handschriftlich ausgefüllten Teile zu erkennen. "Ich war erstaunt, wie gut die Software funktioniert", räumt Johann Ladstätter, Leiter des Teilprojekts "Volkszählung" bei der "Statistik Austria" ein. Manchmal erkenne die Maschine aber nur Berufe "Ordinationsgeiöiltin" oder "Spdrtartikelhahplel". Mit Hilfe einer Datenbank wird dann automatisch nach dem Beruf gesucht, der am besten passt. Bei der Probezählung waren nur 18% aller Angaben falsch verschlüsselt, so Ladstätter. In diesen Fällen erfolgt dann die Kontrolle durch einen Menschen. Das vorläufiges Ergebnis der Volkszählung werde Ende 2001vorliegen.

"Computer machen Fehler"

Universitätsprofessor Streissler zeigt sich äußerst skeptisch, dass die Volkszählung durch die Fortführung von Registern ersetzt werden kann. "Laufende Statistiken müssen durch gelegentliche Schocks der Kontrolle unterzogen werden." Bei den Registerzählungen würden unvermeidlich Karteileichen entstehen. Auf die Frage, ob nicht genau dieses Problem durch den Einsatz von Computern behoben werde, meint Streissler, dass gerade diese moderne Technik einer besonderen Kontrolle bedürfen. Ein weiteres Problem sei das der Informationsquellen: "Wie sollen zum Beispiel Wanderungsbewegungen, die für die Europäische Integration wichtig sind, in einer Registerzählung erfasst werden."

Ewald Kutzenberger, Generaldirektor der "Statistik Austria" hingegen glaubt an die Ersetzung der Volkszählung durch Registerzählungen. Es müsse aber zunächst eine Registerkultur aufgebaut werden. Der erste Schritt sei die Schaffung des Zentralen Melderegisters (ZMR). In den skandinavischen Ländern sei eine Personenkennzahl bereits etwas Selbstverständliches. In Österreich wehre sich aber vor allem die Abteilung Datenschutz vehement dagegen. In den nordeuropäischen Ländern werden solche Register bereits seit Jahrzehnten geführt.