Das Schicksal der linksliberalen Koalition scheint besiegelt. | Budapest. Noch genau 29 Tage haben die beiden ehemaligen Partner der linksliberalen Regierungskoalition in Ungarn, um sich wieder zusammenzuraufen. Doch vorerst ist der 30. April aus Sicht der MSZP von Premier Ferenc Gyurcsány wie der SZDSZ von Ex-Wirtschaftsminister János Kóka der Stichtag für den ganz großen Knall. Gyurcsány hat am vergangenen Montag für dieses Datum im Alleingang die Entlassung von SZDSZ-Gesundheitsministerin Ágnes Horváth verfügt, Kóka kündigte im Gegenzug für denselben Tag den Rückzug sämtlicher Minister seiner Partei aus der Regierung an.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
#Kompromisswille
Das Schicksal der linksliberalen Koalition scheint damit besiegelt, Gyurcsány vor einem sicheren und dazu äußerst schmählichen vorzeitigen Aus. Doch die Streithähne haben sich eine Schonfrist eingeräumt und es scheint ein gewisser Kompromisswille vorhanden.
Umweltminister Gábor Fodor von der SZDSZ sagte jedenfalls schon am Dienstagmittag, er wolle vorläufig nicht von seinem Amt zurücktreten. János Kóka sprach sich für eine Steuerreform aus, womit er eigentlich nur eine Forderung von Gyurcsány aufgriff. Das MSZP-Präsidium stellte sich diesmal ausnahmslos hinter den Premierminister, der zuletzt nur allzu oft in den eigenen Reihen attackiert worden war.
All das spricht dafür, dass der Regierungschef doch noch nicht am Ende ist. Es wird sich allerdings einiges im Umgang der Koalitionspartner miteinander ändern müssen. Vor allem Gyurcsány, der als Unternehmer angeblich gerade wegen seines Muts zu Alleingängen sehr erfolgreich war, muss lernen umzudenken, um sich auf Dauer Verbündete zu sichern. Besonderen Ehrgeiz könnte er dabei immerhin aus der alten Weisheit schöpfen, dass sich ein wahrer Unternehmer erst in der Krise bewährt.