Forscher plädieren für mehr Pausen unter zehn Minuten.
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"Stellen Sie sich alle 55 Minuten den Wecker, um fünf Minuten Pause zu machen. Setzen Sie sich dabei in Ruhe hin und versuchen Sie, ein farbiges Quadrat an der Wand zu sehen." Gesagt - getan. Die im Rahmen einer Therapie gegen Rückenschmerzen von Gerhard Vavrovsky, Facharzt für Physikalische Medizin in Wien, gegebene Empfehlung hatte zwar nicht zur Folge, dass bunte Quadrate vor dem geistigen Auge auf der weißen Wand erschienen. Doch der Versuch, sie zu sehen, hielt die Gedanken davon ab, zu kreisen. Zur Überraschung ging nach jeder dieser kleinen Unterbrechungen die Arbeit schneller und fokussierter voran. Und die Rückenschmerzen wurden insofern besser, als der Körper regelmäßig von einer verkrampften Sitzhaltung pausierte.
Bei der Übung mag es sich um einen intuitiven Ansatz gehandelt haben. Dass aber regelmäßige kurze Pausen die Leistungsfähigkeit erhöhen, ist nun auch wissenschaftlich bewiesen. Forscher plädieren für Mikropausen, die mindestens ein paar Sekunden und höchstens zehn Minuten dauern. Die Hintergründe der Überblicksstudie sind eine zunehmende Arbeitsbelastung und längere Arbeitstage aufgrund ständiger Erreichbarkeit. Zumeist wird dabei eine längere Mittagspause gemacht und die Zeit der Regeneration in den Abend verlagert.
Das Forschungsteam hat 22 Studien zum Thema ausgewertet und berichtet, dass zahlreiche kurze Unterbrechungen sich positiver auf das Wohlbefinden auswirken. Mikropausen beugen im Arbeits- oder Studienalltag Müdigkeit vor und helfen, das Energie-Level zu halten und sogar zu erhöhen, schreiben Patricia Albulescu und ihr Team von der rumänischen West-Universität Temeswar im Fachmagazin "Plos One". Einen Leistungsabfall konnten die Forschenden nicht feststellen.
Wirkt gegen Übermüdung
Friedhelm Nachreiner, Vorsitzender der Gesellschaft für Arbeits-, und Organisationspsychologische Forschung in Oldenburg, ist sogar überzeugt, dass die Leistung steigt. "Diese Mikropausen dienen eigentlich nicht der Erholung, sondern der Vorbeugung von Übermüdung", sagt Nachreiner, der nicht an der Studie beteiligt war, zur "Deutsche Presse Agentur". Aus diesem Grund hätten sie sehr wohl einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und sollten nicht zu spät genommen werden. Einziger Kritikpunkt sei, dass die Teilnehmer Energie-Level und Ermüdung selbst eingeschätzt hätten. "Die Autoren unterscheiden nicht sauber zwischen Ermüdung und gefühlter Ermüdung", sagt er. Zudem ist es, wie der eingangs erwähnte Selbstversuch zeigte, wohl auch wichtig, dass sich der Kopf in den Pausen entspannt.