Ausweichlösungen führen zu höheren Lohnverlusten. | Kündigungsschutz: Verhandlungen über Kürzung eingestellt. | Wien. Trotz mehrfachen Nachbesserns scheinen Regierung und Sozialpartner in Sachen Kurzarbeit den Stein der Weisen noch nicht gefunden zu haben. Bereits im April hat die Arbeiterkammer Niederösterreich darauf verwiesen, dass manche Kleinbetriebe Mitarbeiter lieber in die Teilzeit schicken als in die streng geregelte Kurzarbeit. Mit dem Büromöbelhersteller Bene erteilt nun ein Großunternehmen dem Kurzarbeitsmodell eine klare Absage.
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"Wir haben das evaluiert", so Bene-Sprecherin Ursula Grabher. Kurzarbeit sei nach wie vor nicht kosteneffizient und flexibel genug. Die Folge: Bene hat für seine 423 Angestellten in Österreich - das sind rund 40 Prozent der heimischen Belegschaft - eine einjährige Teilzeitregelung ausgearbeitet. Lediglich zwei Mitarbeiter hätten nicht zugestimmt - diese wollten aber ohnehin schon früher das Unternehmen verlassen, erklärt Grabher.
"Teilzeit viel flexibler"
Mit Anfang August wurden Arbeitsleistung und Gehalt um 20 Prozent reduziert. Die Hälfte des Entfalls können sich die Betroffenen über einen Gehaltsvorschuss zurückholen, dieser wird allerdings nach Ende der Teilzeit im selben Ausmaß abgezogen.
Bei voller Ausschöpfung beträgt der Gehaltsverzicht somit 10 Prozent über zwei Jahre. Da bei der Kurzarbeit das Arbeitsmarktservice 55 Prozent des Lohn-Entfalls übernimmt, würde hier das Minus neun Prozent ausmachen - und zwar für lediglich ein Jahr.
Dass dies für Bene keine Option ist, erklärt Grabher damit, dass es nicht möglich wäre, nur Teile des Unternehmens kurzarbeiten zu lassen. Im Gegensatz dazu könne die Teilzeit jederzeit zurückgenommen werden, wenn einzelne Abteilungen Aufträge oder Projekte an Land ziehen. In Deutschland habe Bene 223 Mitarbeiter in Kurzarbeit, dort sei das Modell flexibler.
Auch Wirtschaftskammer-Experte Rolf Gleißner wünscht sich mehr Flexibilität; derzeit bleibe man aber beim vereinbarten Modell. Renate Lehner von der Gewerkschaft Vida lehnt Teilzeitlösungen jedenfalls ab: Diese würden zu stärkeren Lohnverlusten führen.
Ein heiß diskutierter Aspekt zwischen den Sozialpartnern ist der Kündigungsschutz von bis zu vier Monaten über das Ende der Kurzarbeit hinaus. Eine weitere Lockerung ist hier nicht in Sicht, diesbezügliche Verhandlungen wurden - dem Vernehmen nach - abgebrochen.
Stellenabbau plant Bene laut Grabher übrigens nicht. Letztlich sei dies aber von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig.