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Kurzfristig Abrutsch in rote Zahlen

Von Karl Leban

Wirtschaft
Wann wird es wieder licht? Derzeit kämpft die Voest vehement mit der Krise. Foto: Voest

Jahresergebnis 2009/10 "irgendwo rund um die Null". | Zusätzlich ist noch mittelfristiger Sparplan verordnet. | Wien. In der lange Zeit erfolgsverwöhnten Stahlbranche ist nichts mehr so, wie es einmal war.


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Neue Aufträge tröpfeln nur zögerlich herein oder bleiben ganz aus, die Preise sind auf Talfahrt, und so gut wie alle Stahlkocher kämpfen mit zu hohen Kosten, weil sie in Boomzeiten zusätzliche Kapazitäten aufgebaut haben. Auch der österreichische Konzernriese Voestalpine bekommt die Wucht der Wirtschaftskrise nun voll zu spüren.

Für das erste Geschäftshalbjahr erwartet das börsenotierte Unternehmen, das jahrelang mit Rekordbilanzen glänzte, sogar rote Zahlen. Beim operativen Ergebnis (Ebit) rechnet Konzernchef Wolfgang Eder mit einem Verlust in zweistelliger Millionenhöhe, beim Netto-Ergebnis werde der Abgang "unter 180 Millionen Euro" betragen.

Dennoch will Eder im Gesamtjahr 2009/10 (per Ende März) zumindest beim Ebit einen Gewinn einfahren, wie er am Donnerstag vor Journalisten sagte. Das Jahresergebnis nach Zinsen und Steuern sieht er hingegen nur "irgendwo rund um Null".

Schon 3500 Jobs weg

"2009/10 wird ohne Zweifel das schwierigste Geschäftsjahr seit 1945", betont Eder. Mit einer "konjunkturellen Bodenbildung" rechnet der Voest-General frühestens ab Herbst. Erst ab Mitte 2010 sollte sich die Gesamtwirtschaft nachhaltig erholen.

Im Durchschnitt fährt die Voest derzeit lediglich mit 70 Prozent Auslastung. Um die Auswüchse der Krise abzufedern, wird im Konzern schon seit Oktober massiv an der Kostenschraube gedreht. Mittlerweile sind im In- und Ausland in Summe bereits rund 3500 Mitarbeiter dem Sparstift zum Opfer gefallen, davon 2000 Leiharbeitskräfte und 1500 aus der Stammbelegschaft. Laut Eder mussten allein in den letzten beiden Monaten 700 Jobs gestrichen werden. Ob noch weiteres Personal abgebaut werden muss, macht der Stahlboss davon abhängig, welches Konjunkturbild sich im September zeigt.

Im Übrigen sind in den Voest-Betrieben inzwischen auch gut 10.600 Beschäftigte (ein Viertel der Gesamtbelegschaft) auf Kurzarbeit gesetzt. Daneben fährt Eder die Investitionen im laufenden Jahr zurück: Statt der ursprünglich geplanten Milliarde sollen nur knapp 600 Millionen Euro in die Hand genommen werden.

Unabhängig vom jetzigen Krisenmanagement, das auf der Kostenseite zumindest kurzfristig für Entspannung sorgen soll, hat Eder zudem ein mittelfristiges Sparprogramm verordnet. Über dieses sollen ab 2011 mehrere hundert Millionen Euro gehoben werden. Begründung: "Wir wollen die Voestalpine zukunftssicher aufstellen." Dazu werden alle fünf Divisionen auf mögliche Einsparungen hin durchleuchtet - das Produktportfolio kommt auch auf den Prüfstand.

Erklärtes Ziel sei, mit Hilfe einer strafferen Konzernstruktur nachhaltig die Gewinnmargen zu optimieren, so Eder. Eine Devestition der besonders krisengeschüttelten Voest-Autozuliefersparte sei jedoch nicht Teil der Überlegungen. Mit der bevorstehenden Restrukturierung - die Konzepte sollen bis Jahresende fertig sein - will der Konzern auch den Abbau von Schulden vorantreiben. In drei bis vier Jahren soll die Schuldenquote von zuletzt 88 auf 50 Prozent gesenkt werden. Die Voest verspricht sich davon größeren finanziellen Handlungsspielraum.

Dividende wird halbiert

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09 hat das Unternehmen - trotz eines krisenbedingt schwachen vierten Quartals - noch einigermaßen gut verdient. Der Betriebsgewinn kam wie zuvor angekündigt bei gut einer Milliarde Euro (minus 12 Prozent) zu liegen. Trotzdem soll mit 1,05 Euro je Aktie nur die Hälfte der Vorjahresdividende ausgeschüttet werden. Der Umsatz lag 2008/09 mit 11,6 Milliarden Euro sogar auf Rekordniveau.