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Kurzprosa für den Song Contest

Von Christina Böck

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Es geht ja jetzt nachgerade Schlag auf Schlag. Kaum hat man nach nicht einmal halbjährigen Überlegungen einen Standort für den österreichischen Song Contest gefunden, gibt es auch schon einen Slogan. Es muss jetzt auch schnell gehen, immerhin will der ORF in gefühlten 420 Hauptabendshows den österreichischen Teilnehmer für den Sing-Bewerb mit Heimvorteil suchen. Und damit muss ja dann quasi morgen begonnen werden, denn der 23. Mai 2015 ist schneller da, als man gemeinhin glaubt.

Jedenfalls, der Slogan zum österreichischen Song Contest ist also "Building Bridges". Das wäre eventuell ein bisschen eleganter gegangen. Klingt nämlich ein bisschen nach Hoch- und Tiefbau-Unternehmen. Aber man soll ja nicht immer nur herummäkeln. Und es hat sicher auch seinen Charme - und eine gewisse ortsverbundene Konsequenz -, wenn Europa und die Welt in Rudolfsheim-Fünfhaus auf gut Wienerisch unter dem Motto "Bilding Britschis" willkommen geheißen werden.

Nun ist so ein Song-Contest-Slogan aber ohnehin nicht unbedingt ein Gradmesser für feinsinnige Poesie der kleinen Form - oder irgendetwas anderes mit Sinn. Deutschland etwa ließ sich vor drei Jahren folgendes Motto einfallen: "Feel your heart beat!" Damit wurde die Kunst der Kurzprosa auch nicht gerade neu erfunden. Das weiß jeder Internist, der etwas auf sich hält.

Ein bisschen schade ist freilich, dass man für das einzig wirklich sinnstiftende und logische Motto dann offenbar doch zu wenig Mut hatte: Es müsste doch klarerweise eigentlich "Growing beards" heißen.