Firmenpensionen weiter im Vormarsch. | Bald auch Vorsorge für Selbständige? | Wien. Im vergangenen Jahr haben die heimischen Pensionskassen für die betriebliche Altersvorsorge im Durchschnitt 5,5 Prozent Ertrag erwirtschaftet. Trotzdem kommt es für etwa 4000 Österreicher zu Pensionskürzungen um rund 2 Prozent. Dabei beträgt die durchschnittliche Firmenpension 527 Euro pro Monat.
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Alles in allem zieht Christian Böhm, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen, für das Vorjahr positiv Bilanz. Angesichts der Situation am Kapitalmarkt seien die 5,5 Prozent Performance - immerhin 4 Prozent über der Inflationsrate - ein ausgezeichnetes Ergebnis. Das gewonnene Kapital werde nun entweder den Konten der Versicherten zugeschrieben oder für Schwankungsrückstellungen verwendet, die die einzelnen Kassen für "nicht so gute Jahre" anlegen.
Kopfschütteln bei AK
http://www.wienerzeitung.at/Images/2007/2/16/948_377_1165_160226pension.png Tatsächlich profitiert nur etwa ein Drittel der 50.000 Österreicher, die bereits eine Zusatzpension durch die Pensionskassen beziehen, direkt von den Gewinnen des Jahres 2006. Während deren Firmenpension um bis zu zwei Prozent steigt, stagniert die von 60 Prozent der Betroffenen. 4000 Bezieher, die über Sonderverträge mit hohem Rechnungszins verfügen, müssen Kürzungen hinnehmen. Dies verursacht angesichts guter Erträge Kopfschütteln bei der Arbeiterkammer (AK).
Otto Farny, Leiter der Steuerabteilung, erklärt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass man bereits mit der Bitte um einen Runden Tisch an das Finanzministerium (BMF) herangetreten sei. Die AK strebe eine Novellierung des Pensionskassengesetzes an. Er ortet zwei grundsätzliche Probleme. Zum einen würden derzeit negative Schwankungsrückstände vergangener Jahre abgearbeitet. Dabei kämen gerade Pensionisten zum Handkuss, die früher schon unter höheren Einbußen zu leiden gehabt hätten. Zum anderen habe das BMF in der Vergangenheit Verträge mit zu hohen Zinsen genehmigt. Angesichts niedrigerer Erträge fehle nun das Geld, um die versprochenen Leistungen zu erbringen.
Böhm möchte in diesem Zusammenhang bestehende Vereinbarungen, die ja individuell einzelne Unternehmen betreffen, nicht kommentieren. Umso schärfere Kritik kommt jedoch vom Schutzverband der Pensionskassenberechtigten (Pekabe). Deren Sprecher, Günter Braun, prangert die "permanente Nichterreichung des Zinssatzes" an, warnt jedoch vor einer nachträglichen Herabsetzung desselben.
Dies mache nämlich nur Sinn, wenn die Arbeitgeber entsprechende Nachzahlungen leisten würden. Schon in der Vergangenheit hat der Pekabe darauf hingewiesen, dass sich Unternehmen durch die hohen Rechnungszinsen Beiträge erspart hätten.
Bereits 500.000 Kunden
Von diesen Kritikpunkten unberührt entwickelt sich der Markt für betriebliche Altersvorsorge in Österreich kontinuierlich weiter. Derzeit betreuen die Pensionskassen rund 500.000 Kunden. Böhm wünscht sich von der Bundesregierung, den Zugang zu einer Firmenpension auch den sogenannten "neuen Selbständigen" zu eröffnen. Für 2007 wäre, so Böhm, ein Anlageergebnis wie im Vorjahr ein guter Erfolg.