Tschechische Regierung sucht nach schneller Lösung. | Prag. Tschechiens Regierung sieht der Vergangenheit ins Auge: Auf dem Gelände eines ehemaligen so genannten Zigeunerlagers im südböhmischen Lety will sie eine würdige Gedenkstätte bauen. Dafür muss allerdings zuerst eine Großmast von 14.000 Schweinen aufgekauft werden, die heute an der Stelle des Roma-KZs steht.
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Unklar ist noch die Summe, die die sozialliberale Regierungskoalition in diese Art von Vergangenheitsbewältigung investieren muss. Experten meinen, dass der Kauf der Schweinefarm, die Finanzierung ihres Umzugs und der anschließende Bau der Gedenkstätte bis zu 25 Millionen Euro kosten könnten. Das Kabinett von Ministerpräsident Jiri Paroubek indes rechnet optimistisch mit Kosten von "ein paar Millionen Euro". Das bezweifelt selbst der Regierungsbeauftrage für Menschenrechte, Svatopluk Karasek: "Es werden mindestens zehn Millionen Euro nötig werden," meint er.
Die Zeit drängt
Über Preis und Umzug der Schweinefarm wird die Regierung nun mit dem Betreiber der Großmast, der Firma AGPI Piselk, verhandeln müssen. Viel Zeit wird ihr dazu nicht bleiben, denn im Juni 2006 stehen die nächsten Wahlen ins Haus. "Der Ministerpräsident hat großes Interesse daran, dass für das Problem der Schweinemast in Lety bis Ende dieser Legislaturperiode ein Lösungsansatz gefunden wird", erklärt Regierungssprecherin Lucie Organikova. Die Firma AGPI selbst hat nichts gegen einen Umzug einzuwenden, beteuert AGPI-Vorstand Jan Cech. Solange das keine finanziellen Einbußen bedeuten würde.
Das Lager in Lety wurde 1940 errichtet und als "Arbeits-Straflager I" eröffnet. 1942 wurde das "Arbeits-Straflager" in ein "Anhaltelager für Zigeuner" umbenannt, von dem aus die Roma Böhmens und Mährens nach Auschwitz transportiert wurden. Neunzig Prozent von ihnen kamen im Holocaust ums Leben.
Im Frühjahr forderte das EU-Parlament die tschechische Regierung in einer Resolution auf, die Schweinefarm in Lety zu verlegen. Dass Prag sich die Empfehlung aus Europa zu Herzen nimmt freut den Initiator der Erklärung, den grünen EP-Abgeordneten Milan Horacek: "Die Regierung sieht, dass man nicht vor der Vergangenheit weglaufen kann."