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"Völlig unverständlich", "inakzeptabel" "irritiert" - das sind Worte, die man aus dem Mund eines Kulturministers bei einer öffentlichen Pressekonferenz auch nicht oft hört. Thomas Drozda machte am Mittwoch kein Hehl aus seiner Verärgerung über das Handeln des Kuratoriums des Belvedere. Unverständlich und inakzeptabel fand der Minister die Kosten, die eine Wirtschaftsagentur für die Überprüfung der Compliance-Vorwürfe gegen Agnes Husslein verlangt - und er betonte wiederholt, dass das Kuratorium allein diesen Deal ausgehandelt hatte. Die schleppende bis nicht vorhandene Kommunikation zwischen Kuratorium und Ministerium erboste Drozda sichtlich.
Mit der Komplett-Umkrempelung hat der Kulturminister die wohl einzig vertretbare Entscheidung getroffen. Das System Belvedere konnte in der alten Variante nicht mehr empörungsfrei weitergehen. Es war richtig, dass man sich auch das Kuratorium vorgeknöpft hat. Husslein hat schließlich alle Vergehen gegen die Compliance-Regeln im Wissen dieses Kontrollorgans begangen. Auch die Situation, dass Husslein eine ihr unterstellte kaufmännische Geschäftsführerin hatte, die ihre inkriminierten Reisekosten und anderes genehmigte, war nicht mehr haltbar. Solche Konstellationen sind schon labil, wenn nicht, wie dem Vernehmen nach im Belvedere, die Unternehmenskultur nicht die, freundlich gesagt, galanteste ist. Durch die Neu-Ausschreibung wird sich das Bewerberfeld - das zuvor starke Konkurrenz in Agnes Husslein fürchtete - wieder vergrößern. Bleibt zu hoffen, dass das für die Kunst und die Bilanz eine gute Nachricht ist. Und für die Mitarbeiter.