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Lagarde kandidiert für IWF-Chefposten

Von WZ Online

Politik

Unterstützung aus EU, USA und China. | Widerstand aus Schwellenländer. | Paris. Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde will Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) werden. "Ich habe mich dafür entscheiden, für die Spitze des IWF zu kandidieren", sagte Lagarde am Mittwoch in Paris. Die Unterstützung aus einer ganzen Reihe von Ländern habe sie dazu ermutigt. | Wer ist Christine Lagarde?


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Diplomaten zufolge wird die 55-jährige konservative Politikerin nicht nur von der Europäischen Union (EU) unterstützt, sondern auch den USA und China. Allein die Stimmen von EU und den Vereinigten Staaten würden reichen, um die Anwärterin auch gegen den Widerstand von Schwellenländern durchzusetzen. Allerdings dringen aufstrebende Staaten wie Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) in einer gemeinsamen Erklärung vehement darauf, dass die Europäer ihren traditionellen Anspruch auf den IWF-Chefsessel aufgeben.

Strauss-Kahn tritt als IWF-Chef zurück

Lagarde machte deutlich, diese Forderungen ernst zu nehmen, und signalisierte ihre Bereitschaft zu Reformen. Sollte sie gewählt werden, werde sie sich dafür einsetzen, dass der Währungsfonds flexibler werde und der Einfluss der Staaten gestärkt werde, sagte sie bei einer Pressekonferenz in Paris. Das Amt bezeichnete Lagarde als "immense Herausforderung, die ich mit Demut angehe, und in der Hoffnung, die größtmögliche Zustimmung zu erreichen". Die Unterstützung aus einer ganzen Reihe von Ländern habe sie zu ihrer Kandidatur ermutigt. "Ein Europäer zu sein, sollte kein Plus sein, es sollte aber auch kein Minus sein", sagte die Französin.

"Frau Lagarde ist gut angesehen"

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für Lagarde starkgemacht - nicht zuletzt in Ermangelung eines geeigneten deutschen Kandidaten. "Die Bundesregierung unterstützt diese Kandidatur nachdrücklich", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Angesichts der Schuldenkrise in vielen Euro-Ländern begrüßte auch EU-Kommissionschef Jose Manuel Barroso die Kandidatur der Französin. "Frau Lagarde ist in der internationalen Gemeinschaft gut angesehen", sagte er. Der IWF ist an den gewaltigen Rettungspaketen für Griechenland, Irland und Portugal in großem Umfang beteiligt. Lagarde gilt als Gegnerin radikaler Schritte zur Lösung der Krise. Sie bekräftigte, grundsätzlich gegen eine Umschuldung zu sein. Eine solcher Schritt war zuletzt für das schwer angeschlagene Griechenland im Gespräch.

Die Kandidatur der Französin gefährden könnte noch die heimische Justiz. Lagarde sieht sich mit Vorwürfen des Amtsmissbrauchs konfrontiert, weil sie gegen den Rat ihres Ministeriums in einen Rechtsstreit einen für den Staat sehr kostspieligen Vergleich akzeptierte. Nach Auskunft von Diplomaten haben französische Regierungsvertreter gegenüber anderen Regierungen bereits signalisiert, dass dieser Fall Lagardes Bewerbung nicht stoppen werde. Die Ministerin äußerte sich selbst gelassen: "Ich handelte im Interesse des Staates und unter Beachtung der Gesetze."

Die Justiz muss befinden, ob gegen Lagarde eine formelle Untersuchung wegen Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder eingeleitet wird. Die Entscheidung wird am 10. Juni bekanntgegeben. Am selben Tag endet auch die Frist des IWF für die offizielle Nominierung von Kandidaten für die Nachfolge Strauss-Kahns, der in den USA wegen versuchter Vergewaltigung eines Zimmermädchens angeklagt ist. Aus den Vorschlägen will das IWF-Führungsgremium dann drei Kandidaten in die engere Auswahl nehmen. Bis Ende Juni soll eine Entscheidung fallen.

Lagarde wäre IWF-Chefin

Lagarde wäre die erste Frau, die auf den IWF-Chefsessel gewählt wird. Bislang wird der Posten seit Gründung des wichtigen Kreditgebers für in Not geratene Länder am Ende des Zweiten Weltkrieges von einem Europäer besetzt. An dieser ungeschriebenen Regel rütteln die führenden Schwellenländer mittlerweile heftig, sie verweisen auf ihr deutlich gestiegenes Gewicht in der Weltwirtschaft. Auf einen gemeinsamen Kandidaten bereits für die anstehende Neubesetzung konnten sich die Schwellenländer aber nicht einigen. Bisher schicken lediglich Mexiko und womöglich noch Südafrika und Kasachstan eigene Kandidaten ins Rennen.

Die Gunst der Chinesen erwarb sich Lagarde im Rahmen der Verhandlungen der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G-20), die in diesem Jahr unter dem Vorsitz Frankreichs geführt werden. Französischen Regierungsvertretern zufolge begrüßte Peking insbesondere Lagardes sensiblen Umgang mit dem strittigen Thema Yuan-Kurs. Vor allem die USA werfen China vor, sich durch eine künstliche Abwertung der heimischen Währung unfaire Handelsvorteile zu verschaffen. (apa/Reuters)

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