Der Wettbewerb am Strom- und Gasmarkt geht zurück. | Arbeiterkammer kritisiert steigende Preise seit der Liberalisierung. | Wien. Energieregulator Walter Boltz muss zugeben, dass die Bemühungen seiner Behörde, den heimischen Strom- und Gasmarkt zu beleben, nicht gefruchtet haben: "Es gibt viele Hürden." Im Vorjahr ist der Wettbewerb sogar zurückgegangen. Die Arbeiterkammer kritisiert, dass die Strompreise seit der Marktöffnung für Haushalte um 15 Prozent gestiegen sind. Gewerbetreibende können auch nicht mit günstigen Angeboten rechnen, allein die Industrie kommt mittlerweile billiger davon.
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Gestiegen sind im gleichen Zeitraum die Gewinne der großen Energieversorger. Jedes Jahr werden neue Rekordbilanzen vorgelegt. Und das gilt nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa.
Dabei waren die Hoffnungen zu Beginn des liberalisierten Strommarktes groß. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein versprach jedem Haushalt eine jährliche Ersparnis von 100 Euro. Tatsächlich haben nur zu Beginn der Marktöffnung die Großverbraucher von einem Preissturz profitiert.
150 Mio. Sparpotential
Einiges Geld wäre jedoch jetzt zu holen. Boltz geht davon aus, dass durch einen Wechsel im besten Fall 10 Prozent eingespart werden könnten: "In Summe lassen die Haushalte etwa 150 Mio. Euro liegen." Bisher hätten es die lokalen Stromanbieter geschafft, wechselbereite Kunden zu verunsichern - damit alles beim Alten bleibt. Dabei haftet für die sichere Versorgung mit Gas und Strom nicht der neue Anbieter, sondern der Netzbetreiber. Doch das habe sich, so Boltz, nicht herumgesprochen. Dass ein Rückzug der öffentlichen Hand aus den Versorgern automatisch Wettbewerbsimpulse mit sich brächten, bezweifelt Walter Barfuß, Leiter der Wettbewerbsbehörde. Private Unternehmen mit Sitz in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien seien keineswegs "großzügiger oder menschenfreundlicher". Das belege die Praxis in anderen Ländern. Gescheitert sei die EU mit ihrem Vorhaben, einen europäischen Binnenmarkt für Energie zu schaffen, gesteht der Regulator ein. Transporte über die nationalen Grenzen hinweg sind immer noch sehr schwierig. Groß sind hingegen die Begehrlichkeiten der Energieriesen, über die Grenzen zu wachsen. So will die deutsche E.ON die die spanische Endesa übernehmen. Das sei möglich, weil in der E-Wirtschaft die höchsten Renditen erwirtschaftet würden, sagt Boltz: "Solange wir das erlauben, dürfen wir uns nicht wundern, dass die Versorger das Geld investieren wollen."