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Land in Gründerlaune

Von Walter Hämmerle

Politik

Jörg Haider spielt damit nach eigener Aussage genauso, wie dies angeblich Gerhard Hirschmann und Karl-Heinz Grasser tun sollen: Die Rede ist von der Gründung einer neuen Partei, dem bisher erfolgreichsten Gegenmittel gegen die Meldungsflaute im diesjährigen politischen Sommerloch.


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Joseph Schumpeter hätte seine Freude an der Gründerlaune gehabt, die diesen Sommer in seinem alten Heimatland grassiert. Der Ökonom von Weltrang predigte schließlich Zeit seines Lebens die Kraft der "schöpferischen Zerstörung". Neues schaffen, um Altes zu überwinden: Dieser Wille scheint in den heißen Sommermonaten unter Österreichs Politikern tatsächlich besonders ausgeprägt zu sein.

Beim Kärntner Landeshauptmann überrascht ein solcher Vorstoß noch am wenigsten, war es doch Haider, der in den 90er Jahren seine Partei in eine "Bewegung" umwandeln wollte. Konsequenterweise droht er nun all jenen, die die FPÖ wieder in jene rechts-nationale Honoratiorenpartei zurückverwandeln wollen, die er 1986 hinter sich gelassen hatte, mit einer Neugründung.

An Wählern würde es nicht mangeln, zeigte sich Haider kürzlich in "News" überzeugt: Es gebe in Österreich mehr als eine Million Wähler, die weder ÖVP, noch SPÖ oder Grüne wählen wollten. Man müsse nur ein Angebot für diese "freiheitlich denkenden Menschen" schaffen - und das müsse ja nicht unbedingt unter FPÖ-Flagge geschehen.

Aber warum die ganze Mühe? Weil Finanzminister Karl-Heinz Grasser angeblich seinerseits an der Gründung einer neuen Wirtschaftspartei arbeite. Und deren potenziellen Erfolg will Haider im Keim ersticken, notfalls eben mithilfe einer neuen Partei. Dass Grasser selbst solche Absichten dementiert, muss ja noch nichts heißen - noch dazu, wo sich Frank Stronach durchaus eine finanzielle Unterstützung dieses theoretischen Unterfangens vorstellen kann.

Begeistert von dieser Idee ist auch der steirische Ex-VP-Landesrat und gescheiterte EStAg-Vorstand Gerhard Hirschmann. Der "Standard" zitierte ihn mit den Worten, das wäre "das seit Jahrzehnten spannendste Projekt" und die Pläne seien schon "sehr konkret". Das Dementi kam am nächsten Tag: Da wollte Hirschmann nur noch mit einer "Art politischer Bewegung" liebäugeln.

Die Chancen auf italienische Verhältnisse in Österreich stehen also eher schlecht.