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Ländliche Selbsthilfe - auch in Wien

Von Regine Bohrn

Wirtschaft
Die Serviceumsätze haben den Agrarbereich bereits überholt - vor allem dank der Winterdienste. Foto: MR Deutschland

1961 wurde erster Maschinenring in Österreich gegründet. | Servicebereich mit größerer Bedeutung. | Verein ist seit 2008 im Ausland aktiv. | Wien. Ob Anbau, Bodenbearbeitung, Vermietung von Landmaschinen und Personal, Betreuung von Jagden oder Pflege von Loipen und Rodelbahnen: Es gibt fast nichts, was der Maschinenring in punkto Landwirtschaft und Landschaftspflege nicht anbietet.


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Den Bewohnern des ländlichen Raums sind die Maschinenringe daher meist ein Begriff. Stadtbewohner können damit oft wenig anfangen - obwohl der Maschinenring bereits seit 1961 in Österreich vertreten ist.

Die Idee stammt aus Bayern: Den ersten Maschinenring rief der Agrarökonom Erich Geiersberger 1958 in Buchhofen ins Leben - als "Selbsthilfeverein für bäuerliche Betriebe". Heute gibt es international gut ein Dutzend ähnliche Strukturen von Frankreich bis Japan. Hierzulande entstand die erste Niederlassung im oberösterreichischen Andorf, wo sich damals 79 Landwirte zusammenschlossen. Nach und nach wurden immer mehr Filialen eröffnet; ab 1972 gab es den Maschinenring in allen Bundesländern - mit Ausnahme von Wien.

Das änderte sich 2006: Damals wurde ein Ring in Wien gegründet, der heute rund 100 Mitglieder umfasst. Insgesamt gibt es österreichweit 92 Maschinenringe. Nach Eigenangaben ist jeder zweite land- und forstwirtschaftliche Betrieb darin organisiert. In Summe sind es an die 78.100 Mitglieder, die mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs bewirtschaften.

Höhere Umsätze abseits des Agarbereichs

Ursprünglich begann der Maschinenring als reiner Agrardienstleister vor allem mit der Vermietung von landwirtschaftlichen Großmaschinen. Ob Mähdrescher, Bodenbearbeitungsgerät, Rübenvollernter oder Weinlesemaschine - die Mitglieder können modernste Technik nutzen, Produktionskosten optimieren und dadurch die Erträge erhöhen. Zum Kernbereich gehört auch die Vermittlung von Betriebshilfen - etwa wenn erntebedingt in Obst- und Weingärten Arbeitsspitzen anfallen oder bei sozialen Notständen wie Krankheits- oder Todesfällen.

Obwohl der Ursprung des Maschinenrings im Agrarbereich liegt, wird der nicht-agrarische Bereich samt Personalleasing immer wichtiger. "Gedreht hat sich das vor zwei Jahren", sagt Maschinenring-Mitarbeiterin Ute Reisinger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". 2009 wurde im nicht-agrarischen Bereich ein Umsatz von 157,5 Millionen Euro erzielt (2008: 145,5 Millionen Euro) während es im Agrarbereich lediglich 120,19 (125,4) Millionen Euro waren.

Begonnen wurde mit dem Ausbau des nicht-agrarischen Bereichs 1995, als die Sparte "Maschinenring Service" gegründet wurde. Der Großteil des Umsatzes in diesem Geschäftsfeld fällt in den Winter: So können Bauern in dieser Zeit ein Nebeneinkommen erwirtschaften, indem sie Schnee räumen und Dächer abkehren, Schneezäune aufstellen oder sich um Rodelwege und Loipen kümmern. Zum Service-Bereich zählen neben dem Winterdienst aber auch Arbeiten wie die Grünraumpflege, die Gartengestaltung oder die Pflege von Sportanlagen.

1998 ging der Maschinenring in Sachen Personal noch einen Schritt weiter und gründete eine Personalleasing-Firma. Laut Reisinger ist das "ein wachsender Markt". Im ersten Jahr der Geschäftstätigkeit wurden 182 Arbeitskräfte überlassen; heute seien es bereits knapp 5000 - Tendenz steigend. Österreichweit gibt es laut Maschinenring 2200 hauptsächlich Klein- und Mittelbetriebe, die auf der Suche nach Fachkräften aus der Land- und Forstwirtschaft sind. Zum Einsatz kommen die Arbeitskräfte oft im Bereich Gewerbe, Handel und Baunebengewerbe. Seltener kommen die verleasten Land- und Forstwirte in der Industrie zum Einsatz. Seit 2008 ist der heimische Maschinenring auch im Ausland tätig. Aktiv ist das Unternehmen laut Reisinger in Deutschland, Slowenien, der Slowakei und Ungarn; der tschechische Markt wird vorbereitet. In den östlichen Nachbarstaaten ist der Maschinenring mit Service-Leistungen vertreten. Hier werden vor allem Grünraum-, Winter- und Gebäudedienste von den Bauern vor Ort durchgeführt.

In Deutschland ist man ausschließlich im Bereich des Personalleasings aktiv, erklärt Reisinger.