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Bath/Wien. Die Intensivierung der Landwirtschaft mit ihrem übermäßigen Einsatz von Antibiotika, hohen Tierzahlen und geringer genetischer Vielfalt aufgrund einseitiger Anbautechniken erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheitserreger zu einem Risiko für den Menschen werden, berichtet ein internationales Forscherteam der Unis Bath und Sheffield im Fachblatt "Pnas".
Die Wissenschafter untersuchten die Entwicklung von Campylobacter jejuni, einem von Rindern übertragenen Bakterium, das in Ländern mit hohem Einkommen die häufigste Ursache für Magen-Darm-Infekte ist. Dabei stellten sie fest, dass rindspezifische Stämme des Erregers gleichzeitig mit einem hohen Anstieg der Rinderzahlen im 20. Jahrhundert auftraten. Genveränderungen hätten dem Bakterium im Laufe der Zeit die Möglichkeit verschafft, die Artenbarriere zu überwinden und Menschen zu infizieren.
Studie als Weckruf
Die weltweit zunehmende Bewegung von Tieren in Kombination mit intensivierten landwirtschaftlichen Praktiken habe für das Bakterium das perfekte Umfeld geschaffen, um sich global über Handelsnetzwerke zu verbreiten, so die Forscher. In den letzten Jahren gab es mehrere Viren und Bakterien, die vom Tier auf den Menschen übergegangen sind. So stammt etwa das HI-Virus vom Affen, das Grippevirus H5N1 von Vögeln und Sars-CoV-2 höchstwahrscheinlich von Fledermäusen. "Unsere Arbeit zeigt, dass Umweltveränderungen und der verstärkte Kontakt mit Nutztieren dazu geführt haben, dass Infektionen auch auf den Menschen übergehen", so Sam Sheppard vom Milner Center for Evolution an der University of Bath. Die Forscher sehen ihre Studie als Weckruf, um im Anbau verantwortungsbewusst umzugehen.