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Länger arbeiten für den Wohlfahrtsstaat

Von Sylvie Maier-Kubala

Wirtschaft

Vorzeitiger Ruhestand soll abgeschafft werden. | Invaliditätspension nur mehr auf Zeit. | Wien. Für sein Arbeitsmarkt-Modell der "Flexicurity" - einer Kombination aus Flexibilität und sozialer Sicherheit - erntete Dänemark viel internationales Lob. Nun steht der dänische Arbeitsmarkt vor gravierenden Veränderungen: Arbeiten bis 65 ohne Ausnahme - das schlägt die dänische Arbeitsmarktkommission nun vor. Denn allein mit der Abschaffung der vorzeitigen Alterspension ließen sich 18 Mrd. Kronen (2,4 Mrd. Euro) einsparen.


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Die dänische Gesellschaft lebt über ihre Verhältnisse, warnen die Experten. Um den Wohlfahrtsstaat zu sichern, gibt es für den Arbeitsmarktexperten Jan Rose Skaksen nur wenige Alternativen: entweder höhere Steuern oder mehr arbeiten, die Ausbildung früher abschließen, später in Pension und seltener in Invalidenpension gehen. Außerdem sollten künftig weniger Dänen Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder sonstige öffentliche Leistungen beziehen. "Beschäftigen wir uns nicht jetzt mit dem Problem, wird es in zehn Jahren viel größer sein", so Skaksen. Solche Änderungen im Wohlfahrtssystem bräuchten lange Vorlaufzeit: "Bei der Pension anzusetzen, ist das Naheliegendste. Denn hier werden Leute dafür bezahlt, nicht mehr arbeiten zu gehen, die in der Regel gesund sind."

Die Gruppe der 60- bis 64-Jährigen nimmt am Arbeitsmarkt in Dänemark einen wesentlich kleineren Platz ein als bei seinen skandinavischen Nachbarn. Nur vier von zehn in dieser Altersklasse arbeiten noch. Das muss geändert werden, meint die von der Regierung eingesetzte Arbeitsmarktkommission.

Schweden als Beispiel

Ab 2011, über einen Zeitraum von zehn Jahren, soll der Efterløn - der vorzeitige Ruhestand - abgeschafft werden, so der Vorschlag der Experten. Laut Eurostat gehen im skandinavischen Vergleich "nur" 58,6 Prozent der 55- bis 64-jährigen Dänen noch arbeiten. In Schweden sind es 70,0 Prozent. Unter den 55- bis 66-jährigen Norwegern sind 65,5 Prozent berufstätig - und gar noch 11,3 Prozent der 67- bis 74-Jährigen.

Österreich kann von solchen Zahlen nur träumen: Obwohl die heimische Männererwerbsquote traditionell sehr hoch ist, arbeiten in der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen nur 38,6 Prozent. Das hat mehrere Gründe, meint Wifo-Arbeitsmarktexperte Alois Guger. Im EU-Vergleich werde der Gesundheit am Arbeitsplatz in Österreich zu wenig Bedeutung beigemessen, was sich auch in hohen Invaliditätsraten im Alter bemerkbar mache. Auch die Altersdiskriminierung liege dem European Survey on Working Conditions zufolge über dem EU-Schnitt.

Dazu komme, dass immer mehr Menschen lange Versicherungszeiten hätten und dank der Hacklerregelung ohne Abschläge in Pension gehen beziehungsweise Abschläge in Kauf nehmen könnten. Außerdem fehlten Teilzeit- bzw. altersgerechte Stellen.

Reformieren will die dänische Kommission auch die Invaliditätspension. In den vergangenen Jahren ist die Zahl junger Menschen, die wegen psychischer Erkrankungen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, sprunghaft gestiegen.

Gesundheit überprüft

"Das ist kostspielig für den Staat, bei vielen gehen damit 20 bis 30 Arbeitsjahre verloren", heißt es. Anstatt einen endgültigen Pensionsbescheid zu erteilen, sollte die gesundheitliche Entwicklung der Betroffenen alle paar Jahre überprüft werden. Das würde, sofern ihre Gesundheit es zuließe, eine Rückkehr auf den Arbeitsmarkt ermöglichen. Wie eine Untersuchung des dänischen Marktforschers YouGov Zapera ergab, wünscht sich beinahe die Hälfte der 250.000 Invaliditätspensionisten, wieder zu arbeiten.

Als wirksames Mittel, um die Invaliditätsraten zu senken, hat sich in Finnland und den Niederlanden das sogenannte Experience Rating gezeigt: Über ein Bonus-Malus-System beim Arbeitgeberbeitrag zur Pensions-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung wurde die Unfallhäufigkeit in den Betrieben innerhalb kurzer Zeit deutlich reduziert.