Attentäter von Al Kaida ausgebildet. | Washington. Nach dem vereitelten Terroranschlag an Weihnachten auf ein voll besetztes US-Passagierflugzeug müssen sich Reisende aus aller Welt bei Flügen in die USA auf längere Wartezeiten und noch weiter verschärfte Kontrollen einstellen. | Erneut Zwischenfall bei Detroit-Flug | Stichwort: Der Sprengstoff Pentrit | Faruk Abdulmutallab: Der Flugzeugbomber von Detroit
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An den Flughäfen der USA und in vielen Staaten Europas wurden die Kontrollen am Wochenende weiter verschärft. Gegen den mutmaßlichen Attentäter aus Nigeria wurde unterdessen Anklage erhoben.
Demnach soll Umar Faruk Abdulmutallab versucht haben, den Airbus der Fluggesellschaft Delta-Northwest Airlines beim Landeanflug auf Detroit mit Hilfe des hochexplosiven Sprengstoffs Nitropenta (PETN) in die Luft zu sprengen. Er wurde auch von dem sogenannten Schuhbomber Richard Reid verwendet, der 2001 versucht hatte, einen Anschlag auf einen Transatlantikflug zu verüben. Laut Anklageschrift hatte der 23-Jährige ausgesagt, er habe den vermutlich in seine Unterwäsche eingenähten Sprengstoff mit Hilfe einer in einer Spritze mitgebrachten Chemikalie zur Explosion bringen wollen. Dabei setzte er seine Kleidung und die Flugzeugwand in Brand, dann wurde er von Passagieren und Besatzung überwältigt.
Den Ermittlern sagte Abdulmutallab, er sei in einem Trainingslager der Al Kaida im Jemen ausgebildet worden. Dort habe er auch den Sprengstoff erhalten sowie genaue Anweisungen, wie und wann er ihn einsetzen sollte. Im nigerianischen Lagos bestieg der Student einen KLM-Flug nach Amsterdam, wo er auf die Maschine nach Detroit umstieg. Im Juni 2008 hatte er nach Angaben eines US-Regierungsvertreters ein Visum für die USA bekommen und obwohl er auf einer Beobachtungsliste der USA stand, hatte er kein Flugverbot.
Abdulmutallab ist der jüngste Sohn eines angesehenen nigerianischen Ex-Ministers und Bankiers. Er ging nach nigerianischen Zeitungsberichten auf die International British School in der togolesischen Hauptstadt Lomé, zwischen 2005 und 2008 studierte er in London Maschinenbau. Dann lehnten die britischen Behörden nach Regierungsangaben vom Sonntag aber seinen Antrag auf ein neues Visum ab. Britische Ermittler setzten unterdessen am Sonntag die Spurensuche in drei Immobilien des Nigerianers fort.
Schon als Jugendlicher war Abdulmutallab für seine streng religiösen Überzeugungen bekannt, später radikalisierte er sich zunehmend, bis er nach nigerianischen Medienberichten den Kontakt mit seiner Familie abbrach. Sein Vater sei schließlich so besorgt gewesen, dass er die US-Botschaft in Abuja und die nigerianischen Behörden alarmiert habe. Ein US-Beamter bestätigte, dass die Botschaft die Information im vergangenen Monat nach Washington weitergeleitet habe. Im November sei Abdulmutallab dann auf eine Beobachtungsliste mit 550.000 anderen Namen gesetzt worden.
Sicherheitsdebatte
Der Vorfall löste in den USA erneut eine Sicherheitsdebatte aus. Mehrere Kongressvertreter kündigten für Jänner Anhörungen unter anderem dazu an, wie der 23-jährige der Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden entgehen und schließlich den Sprengstoff an Bord der Maschine schmuggeln konnte. Der frühere Leiter der Sicherheitsabteilung von Northwest Airlines, Douglas R. Laird, forderte, die Metalldetektoren an Flughäfen durch die umstrittenen Nacktscanner zu ersetzen, die Passagiere bis auf die Haut durchleuchten können.
Die Weltpilotenvereinigung IFALPA warnt aber vor blindem Aktionismus. "Ich finde das, was jetzt passiert, ein bisschen verfrüht, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wir müssen doch erst einmal wissen, was dort auf dem Flug nach Detroit genau passiert ist, bevor wir über eine Veränderung der Kontrollen reden", sagte der IFALPA-Vizepräsident Georg Fongern.
Fongern betonte, dass sich Anschläge auch durch stärkere Sicherheitsbemühungen nie ganz ausschließen ließen. "Ich sehe ein Problem darin, dass wir jetzt vermutlich noch mehr investieren in Dinge, die eventuell doch nicht den erhofften Gewinn an Sicherheit bringen, aber die Leute vom Fliegen abschrecken", sagte Fongern.
Als Folge des Zwischenfalls müssen jetzt Passagiere in der letzten Stunde des Fluges vor der Landung sitzen bleiben, berichteten mehrere Fluggesellschaften - darunter British Airways und Air Canada - am Sonntag in London. Außerdem dürfen die Flugreisenden in diesem Zeitraum nicht mehr an ihr Handgepäck. Während des gesamten Fluges sind Gegenstände auf dem Schoß vorerst nicht gestattet. An Flughäfen wird auf Wunsch der US-Behörden an jedem Abflugsteig noch einmal gesondert Handgepäck durchsucht, Reisende werden noch einmal besonders kontrolliert.
Wegen der verschärften Sicherheitsbestimmungen gebe es auf Flügen in die USA Verspätungen, sagte der britische Verkehrsminister Andrew Adonis. Das "erweiterte Überprüfungssystem" gelte ab sofort für Flugreisende, die in die USA reisen und von dort kommen.
Der Zwischenfall hat aber auch einen neuen Helden hervorgebracht: Den niederländischen Video-Produzenten Jasper Schuringa. Im Fernsehen schilderte er, wie er auf den mutmaßlichen Attentäter sprang, ihn niederrang und das Feuer löschte, bevor er ihn gemeinsam mit der Crew fesselte und von den anderen Passagieren isolierte. Im Internet erreichte Schuringa schon nach kurzer Zeit Kultstatus.