Es dauert im Schnitt 29 Monate, bis geldpolitische Maßnahmen ihre volle Wirkung auf die Volkswirtschaft entfalten.
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Es kann sehr unterschiedlich lange dauern, bis geldpolitische Maßnahmen ihre Wirkung auf die Volkswirtschaft entfalten. Die durchschnittliche Verzögerung beträgt Studien zufolge 29 Monate. Zu diesem Schluss kamen Tomas Havranek und Marek Rusnak, Forschern der Tschechischen Nationalbank im Jahr 2013. In den entwickelten Volkswirtschaften dauert die Transmission häufig sogar noch länger. Demnach dürften die ersten Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed seit Jahren, die im März 2022 begannen, erst im Sommer 2024 ihre volle Wirkung entfalten. Arthur Conan Doyle würde dazu sagen: "Geduld, mein lieber Freund, Geduld! Du wirst mit der Zeit feststellen, dass alles mit ihr zu tun hat." Geduld ist das, woran es den Märkten trotz zahlreicher Umschwünge sehr mangelt. Seit dem ersten Halbjahr 2022 haben wir eine Trendwende bei der Inflationsrate erlebt und beobachtet. Wohnimmobilieninvestitionen, also die Anzahl neu verkaufter Einfamilienhäuser, erreichten im ersten Halbjahr 2020 einen Höchststand und liegen derzeit nahe dem 60-Jahres-Durchschnitt von 670.000. Die Zahl der offenen Stellen in den USA erreichte im März 2022 einen Höchststand von mehr als 12 Millionen und sank bis Ende Jänner 2023 auf 10,8 Millionen. Der 20-Jahres-Durchschnitt liegt bei 5,2 Millionen offenen Stellen. Die US-Arbeitslosigkeit lag Ende Februar bei 5,9 Millionen. Die Arbeitslosenquote stieg zuletzt von einem 54-Jahres-Tief von 3,4 auf 3,6 Prozent. Offensichtlich gibt es immer noch mehr offene Stellen als Jobsuchende. Dieses Verhältnis kann sich jedoch schnell umkehren (und wird es höchstwahrscheinlich auch). Die Botschaft lautet, dass man die Fed in ihrem Bestreben, die Nachfrage zu dämpfen, nicht unterschätzen sollte. Gleichwohl sind aber auch die Anleihemärkte, die den nächsten Zins-Zyklus vorwegnehmen, nicht zu unterschätzen.
Die weltweite Verschuldung im Verhältnis zum BIP sank zuletzt das zweite Jahr in Folge. Dies lag vor allem an den Industrieländern, wo die Verschuldung um insgesamt 20 Prozentpunkte zurückging.
In der vergangenen Woche geriet eine Reihe von US-Banken ins Straucheln. Dabei spielte der steile Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen eine wichtige Rolle. Die Hauptursachen waren jedoch Konzentrationsrisiken, schlechtes Aktiv- und Passiv-Management und die Möglichkeit der Einleger, ihre Einlagen mit einem Mausklick zu überweisen.
Das Finanzsystem stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Die Zentralbanken sind sich dessen bewusst. Die Fed, das US-Finanzministerium und die Federal Deposit Insurance Corporation haben dem Finanzsystem klugerweise eine befristete Fazilität zur Verfügung gestellt, um die Finanzstabilität aufrechtzuerhalten. Die Anleihenmärkte scheinen derzeit von zwei bis drei US-Zinssenkungen bis März 2024 - und von weiteren danach - auszugehen. Allerdings hatte Anfang 2022 auch niemand mit Zinserhöhungen in Schritten von 50 oder gar 75 Basispunkten gerechnet. In diesem Sinne kann man mit Lockerungserwartungen auch falsch liegen.