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"Langfristig wird es das Elektro-Auto"

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Know-how der Ölbohrungen nützen. | "Noch sind die Batterien der Elektro-Autos zu schwer." | Dorothea Sulzbacher ist die Geschäftsführerin des Future Energy Funds der OMV. Der Funds beschäftigt sich vor allem mit Machbarkeitsstudien im Feld der Erneuerbaren Energien. Er wurde 2006 mit 100 Mio. Euro eingerichtet. Im selben Jahr hat die OMV 1,65 Mrd. Euro Gewinn gemacht.


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Wiener Zeitung: " Ich bin das Ende des Öls", sagte "Better Place"-Gründer Shai Agassi zuletzt in einem Interview. Dorothea Sulzbacher: Interessanter Titel.

Das Geschäftsfeld von "Better Place" sind austauschbare Batterien für Elektroautos - dadurch werden diese Autos ähnlich mobil wie Benziner. Mit normalen Stromern endet die Strecke normalerweise nach 200 Kilometern. Welches Interesse hat die OMV, deren Geschäftsfeld auf fossilen Energieträgern aufbaut, dass die Energiewende hin zu den Erneuerbaren kommt?

Öl und Gas wird sicher noch lange das Hauptgeschäft bleiben, das ist klar. Wir wollen aber die Zukunft strategisch vorbereiten.

Sind Erfolge abschätzbar? Könnten etwa 2020 schon 10 Prozent des OMV-Geschäfts aus Erneuerbaren Energien kommen?

Es ist noch zu früh, das zu sagen. Wir haben derzeit 24 Projekte laufen - 22 Machbarkeitsstudien und zwei Investment-Projekte.

Welche Projekte sind das?

Vor allem Biogas und Geothermie. Erdgas muss eine Qualität von 98 Prozent Methan haben. Biogas hat das am Anfang noch nicht. In einem Projekt in Bruck an der Leitha versuchen wird das Biogas zu reinigen, ins Gas einzuspeisen und mittelfristig an bestimmten Tankstellen zu verkaufen. Bei unseren Geothermie Projekt geht es darum, alte Bohrlöcher mit so genannten Bohrloch-Wärmetauschern zu reaktivieren.

Der Mitbewerber BP hat seinen Slogan auf "Beyond Petroleum" umgestellt und ist groß ins Solargeschäft eingestiegen. Die OMV hingegen speist fast keine Erneuerbare Energie in ihr Netz.

Die OMV kann man nicht mit den Dimensionen von BP vergleichen. Aber unser Geothermie-Modell ist einmalig, weil wir versuchen, Synergien zu nutzen. Die Grundidee: Wir haben schon Know-how für Bohrungen. Und ob ich jetzt für Öl und Gas bohre oder für Geothermie, das ist technisch kein großer Schritt.

Wie weit sind diese Geothermie-Projekte?

In Österreich werden jährlich zwischen 20 und 30 Öl- und Gassonden aufgelassen worden. Wir versuchen sie nun zu reaktivieren. Im ersten Halbjahr 2009 wollen wir ein Projekt in Niederösterreich mit Geothermie realisieren - eine Turnhalle, die im Winter gewärmt und im Sommer gekühlt werden soll.

Klingt gut.

Die Herausforderung in Österreich ist, dass die Haushalte oftmals nicht in unmittelbarer Nähe der alten Sonden liegen. In Rumänien etwa, wo wir auch aktiv sind, wurden in der Planwirtschaft viele Bohrungen durchgeführt, mit der Intention in Geothermie einzusteigen. Das ist zwar damals nicht erfolgt, aber der Vorteil ist, dass es weniger Wärmeverlust bei der Lieferung gibt, da die Bohrungen in der Nähe von Haushaltsgebieten liegen.

Wie viele Haushalte könnte man in Österreich mit Geothermie versorgen?

Das ist schwer zu sagen. Experten sprechen von, 430 Megawatt Wärme und 61 Megawatt Strom. Potenzial gibt es hauptsächlich im Wiener Becken, im oberösterreichischen Molassebecken und im steirischen Thermenland.

Bei den Projekten für Erneuerbare Energie sprechen Sie von einer Rate on Return von 8 Prozent. Das sei unterhalb der Wirtschaftlichkeitsschwelle der OMV. Steigt man erst ein, wenn es genauso wirtschaftlich ist, wie fossile Energie?

Für uns sind Erneuerbare ein Zukunftsthema. Klar sind sie von der Verzinsung der Projekte nicht gleichzusetzen mit Fossilen. Am Anfang bedarf es natürlich einer Starthilfe. Mittel- und langfristig sollen Erneuerbare wirtschaftlich ins Geschäft der OMV integriert werden.

Erneuerbare Energien haben es zur Zeit noch schwer, besonders, wenn der Ölpreis so absackt wie zuletzt. Begrüßen Sie die Einspeistarife für Erneuerbare Energien?

Ja, weil diese zumindest teilweise gebraucht werden. Aber es ist wichtig, dass auch die Technologie der Erneuerbaren billiger wird. Das muss immer die Intention sein, dass Erneuerbare auch wirtschaftlich werden.

Oder man macht fossile Energie teurer.

Das entscheidet der Markt.

Der Chef der OMV, Wolfgang Ruttenstorfer, ist überzeugt davon, dass nach der Wirtschaftskrise Mobilität anders aussehen wird als heute. Sie auch?

Den Verbrennungsmotor wird es noch in den nächsten 30, 40 Jahren geben. Beim Elektro-Auto haben Sie das Batterie-Problem. Die jetzigen Modelle wiegen eine halbe Tonne. Das Gewicht zukünftiger Batterien wird auf 175 Kilo geschätzt, wenngleich man das langfristig auch noch reduzieren kann. Jetzt haben Sie eine Reichweite von 50 Kilometer, mit den neuen Lithium-Ionen-Batterien geht es vielleicht bis zu 100 Kilometer. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Europäer im Schnitt täglich 30 bis 40 Kilometer fährt. Für diese Strecken bieten sich Elektro-Autos sicherlich an.

Haben auch Biogas- und Hybrid-Autos eine Zukunft?

Die wird es in einer Übergangsphase geben. Aber über kurz oder lang gibt es nur noch Elektro-Autos.

Wissen: Geothermie

Geothermie oder Erdwärme ist die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärme. Sie speist sich zum Teil aus der Restwärme der Zeit der Erdentstehung (Akkretion), zum anderen aus radioaktiven Zerfallsprozessen, die in der Erde seit Millionen von Jahren Wärme erzeugen.