Neapel - Im Alter von 95 Jahren ist der langjährige Parteichef der italienischen Sozialisten und Senator auf Lebenszeit, Francesco De Martino, am Montag in seiner Heimatstadt Neapel gestorben. Er war mit Unterbrechungen von 1963 bis 1976, als er von Bettino Craxi abgelöst wurde, sozialistischer Parteichef und 1968/69 und dann wieder von 1972 bis 1972 stellvertretender Regierungschef.
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Der am 31. Mai 1907 in Neapel geborene Jurist Francesco De Martino, der seit 1934 an der Universität seiner Heimatstadt als Hochschulprofessor römisches Recht lehrte, schloss sich in den Jahren des Faschismus der Widerstandsbewegung an und gehörte ab 1943 der Aktionspartei an, die mit Ferruccio Parri nach Kriegsende den ersten Ministerpräsidenten stellte. Nach 1945 trat er der Sozialistischen Partei Pietro Nennis bei und gehörte ab 1949 dem Parteivorstand an.
De Martino, der dem linken Flügel der Partei angehörte, war Zeit seines Lebens bestrebt, die zersplitterten sozialistischen Kräfte zu einen. 1966, als die Sozialisten und die 1947 von ihnen abgespaltenen Sozialdemokraten unter dem späteren Staatspräsidenten Giuseppe Saragat wiedervereinigt wurden, war De Martino, der Pietro Nenni zwei Jahre zuvor als Generalsekretär der Partei abgelöst hatte, einer der beiden Parteichefs. Die Wiedervereinigung dauerte jedoch bloß drei Jahre.
Nach Wahlniederlagen und einer Affäre um die Entführung seines Sohnes Guido wurde De Martino 1976 von Bettino Craxi gestürzt. Als gemeinsamer Kandidat der Linksparteien wurde er zuletzt 1983 in den Senat gewählt. Als sich PSI und KPI bei den darauffolgenden Wahlen nicht auf eine gemeinsame Unterstützung einigen konnten, verzichtete er auf eine weitere Kandidatur, wurde aber 1991 zum Senator auf Lebenszeit ernannt..