Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ottakring darf nicht Dublin werden! Außer an einem Tag im Jahr. Und das ist der 16. Juni, Bildungsbürgern auch als Bloomsday bekannt. Jener Tag, an dem James Joyce seinen Leopold Bloom in "Ulysses" durch die irische Stadt taumeln lässt. "Ulysses", jener wahrscheinlich meist-angeführte, aber auch meist-nichtgelesene Roman der Literaturgeschichte kann so einen Ehrentag mit allerlei PR-Aktivitäten gut gebrauchen. Sogar in Ottakring, wo sich auch heuer devote Joyce-Anhänger versammeln. Der Werbeeffekt ihrer Aktionen wird aber wieder zu wünschen übrig lassen. Es wäre hoch an der Zeit, Leopold Bloom mit massenwirksamen Kampfmitteln unters Volk zu bringen. Wie wäre es etwa mit einem Brettspiel? Die Gestaltung des Spielplans als Dublinkarte liegt auf der Hand, wer erklären kann, was "Metempsychose" ist, darf nochmal würfeln, und die Spielsteine sind kleine Nierndln.
Gut, das klingt jetzt vielleicht doch ein bisschen nerdig. Mag sein, dass die Monopoly-Macher nicht aufspringen. Die haben jetzt wiederum die Brettspielversion von "Der Pate" präsentiert. Und man fragt sich unwillkürlich: Warum ist da niemand früher draufgekommen? Monopoly, das Spiel, in dem es ums knallharte Bereichern geht - Don Corleone ist da deutlich naheliegender als Spongebob, dessen Ananas-Immobilie schon längst am Monopoly-Markt ist. Schön auch die unbedingte Werktreue der Gestalter: So gibt es auch einen blutigen Pferdekopf als Spielstein. Ausgezeichnet - einem Spieleabend im Kreis der Familie steht nichts mehr im Weg. Wenn das nicht ein Angebot ist, das man nicht ausschlagen kann.