Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das Burgtheater wird Corona überleben. Die Staatsoper auch, auch das Theater in der Josefstadt. Bund und Stadt lassen ihre Löwen schon nicht verhungern.
Bei den kleinen Theatern liegt die Sache anders. Während Wien ohne Burgtheater, ohne Staatsoper nicht Wien wäre, wird der Stephansdom seine eineinhalb Türme weiterhin in die Höhe recken und werden die Sachertorten weiterhin den Gaumen verwöhnen, wenn das Experiment, die Komödie am Kai, die Scala, Bronski & Grünberg (bitte den Namen des eigenen Lieblings-Kellertheaters einsetzen) nicht mehr existieren.
Natürlich geht es auch um den Einnahmens-Ausfall durch die Lockdowns - aber eben nur "auch". Die größere Gefahr ist, dass diese Theater durch die langen Schließungen ihre Besucher auf Dauer verlieren. Zum Stammpublikum gehört eben Kontinuität. Die Theater müssen im Gedächtnis präsent sein. Sie müssen abgehen. Man muss sich auf sie freuen können.
Der ORF bleibt vorerst seiner Boulevard-Abstinenz treu und springt diesen kleinen Theatern nicht helfend zur Seite. Bei ihm scheinen die Zeiten, da Löwinger-Bühne, Burg und Staatsoper koexistierten, vorbei. Unterhaltung und Komödie haben freilich nicht nur als TV-Serie eine Berechtigung, sondern ebenso im Theater. Vielleicht ist eine Krise die beste Zeit, neue Formate zu entwickeln und im Fernsehen, das ruhig ein privater Sender sein darf, nicht nur Lust auf die Löwen zu machen. Auch die Mäuse, Käfer und Ameisen sind für das Ökosystem Theater unverzichtbar!