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Um gemeinhin als Staat zu gelten, müssen politologisch betrachtet drei Voraussetzungen erfüllt sein: die Existenz eines Staatsgebietes, eines Staatsvolkes sowie einer Staatsregierung. Mehr braucht es eigentlich auch nicht, zumindest nicht, wenn es um Fußball geht. (Wobei freilich die Existenz eines eigenen Fußballstadions nicht von Nachteil wäre.) So gesehen mutet der heftige Streit, der seit Jahren zwischen Spanien und Serbien und ihren abtrünnigen Provinzen (Britisch-)Gibraltar und Kosovo auf Uefa- und Fifa-Ebene tobt, im Grunde lächerlich an.
Nun ist es den beiden Nationen unbenommen, die Aufnahme ehemaliger Landesteile - im Fall der britischen Kronkolonie liegt der Austritt beachtliche 313, des Kosovo 8 Jahre zurück - in den europäischen und weltweiten Fußballverband als politisches Signal und als Anerkennung ihres Status als Überseegebiet oder Repubik zu interpretieren. Dabei überschätzen sie aber die Macht der Fußball-Funktionäre bei weitem, wird doch so getan, als würden Kongressbeschlüsse dieser Herren irgendetwas an den politischen Realitäten, die immer noch von der Politik (und auch ihren Armeen) geschaffen und gestaltet werden, ändern.
Die Fußball-Fans aus aller Welt werden deswegen Gibraltar und Kosovo bei der WM-Qualifikation für 2018, zu der beide erstmals zugelassen sind, politisch nicht anders wahrnehmen, als sie es jetzt tun - wenn sie denn dazu überhaupt eine Meinung haben. Die meisten werden wohl beide Länder als das sehen, was sie in diesem Rahmen auch sein sollen: ein bunter Mosaikstein mehr in diesem völkerverbindenden Sport namens Fußball. Das sei auch all anderen Mitgliedern hinter die Ohren geschrieben, die mit dem einen oder anderen Land gegen die Aufnahmen gestimmt haben. Wer elf Kicker in andersfarbigen Dressen als Bedrohung für die eigene Staatlichkeit empfindet, hat nicht kapiert, worum es bei diesem Spiel wirklich geht.