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Lasst sie doch in Ruhe springen

Von Christoph Rella

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"Ich bin ja auch nur ein Mensch und keine Maschine." Es ist eine ehrliche und mutige Einsicht, die Gregor Schlierenzauer nach dem verpatzten Springen von der WM- Großschanze Donnerstagabend im Val di Fiemme an die wartenden Journalisten weitergab.

Waren die von ÖSV, Medien und Fans hochgeschraubten Erwartungen an der 23-Jährigen am Ende vielleicht doch zu hoch? Man fühlt sich an den Beginn der alpinen Weltmeisterschaften in Schladming erinnert. Auch dort ließ die ersehnte erste Goldmedaille für Rot-Weiß-Rot auf sich warten. Tatsächlich hagelte es just in den Speedbewerben, die besonders prestigeträchtig für die Alpinnation Nummer eins sind, Ausfälle und Blech. Und daran konnte auch die vom Boulevard gebetsmühlenartig wiederholte Titelphrase "Heute holen wir Gold" nichts ändern.

Im Fall von Schlierenzauer ist der Umgang vor allem deshalb etwas problematisch, weil von ihm allein erwartet wurde, die Kohlen für die übrigen schwächelnden ÖSV-Springer aus dem Feuer zu holen. Dass ihm die Rettung der nationalen Ehre - so wie es ein Marcel Hirscher vorgezeigt hatte - nicht gelang, sollte man ihm nicht zum Vorwurf machen. Sein Statement "Ich weiß woran es gelegen hat und wo ich den Hebel in den nächsten Jahren ansetzen muss", sollte da bitte genügen.

Aber noch ist ja nicht alle Tage Abend. Wenn alles gut geht, darf die Nation vielleicht doch am Wochenende beim Teamspringen noch über die erste Goldmedaille jubeln. Was in Schladming gut funktioniert hat, sollte auch bei den Nordischen möglich sein. Nur in Ruhe lassen sollte man sie trotzdem - und ihre Arbeit tun.