Wiederannäherung an Kuba, Venezuela und Bolivien möglich. | Riode Janeiro. (reuters) An den historischen Wahlsieg von Barack Obama knüpfen viele Lateinamerikaner die Hoffnung auf ein Ende der Differenzen mit dem großen Bruder im Norden. Der erste schwarze Präsident der USA könnte eine Annäherung an die sozialistisch regierten Länder Kuba, Venezuela und Bolivien betreiben. "Obama entstammt einer diskriminierten und versklavten Bevölkerungsgruppe", begründet Boliviens indianischer Präsident Evo Morales diese Erwartungen. "Mein größter Wunsch ist das Ende des Kuba-Embargos. Zusammen mit dem Abzug von US-Truppen aus bestimmten Ländern wird das die Beziehungen Boliviens zu den USA gewiss verbessern."
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Kubas früherer Staatschef Fidel Castro nannte Obama intelligenter und kultivierter als dessen republikanischen Gegner John McCain.
Auch der Venezolaner Hugo Chavez, für den der scheidende Präsident George W. Bush schlicht "Der Teufel" ist und der sich dem Iran und Russland angenähert hat, setzt auf bessere Beziehungen zu den USA. Dafür biete der Wahlsieg Obamas alle Chancen.
In die gleiche Kerbe hauen auch gemäßigte Linke wie die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet und ihr brasilianischer Amtskollege Luiz Ignacio Lula da Silva. "Sein Hauptanliegen sind soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Und was er unter Begriffen wie Hoffnung und Wandel zusammenfasst, sind die gleichen Grundsätze, die uns auch in Chile bewegen", sieht Bachelet Schnittstellen mit Obama.
Bereits im Wahlkampf hatte Obama eine Annäherung an Lateinamerika angekündigt. In einer Rede vor Exil-Kubanern entwickelte er im Mai eine Vision, die an die Bemühungen von Präsident Franklin Roosevelt aus den 1930er Jahren anknüpfte, eine Ära bewaffneter Interventionen im vermeintlichen Hinterhof der USA durch eine Politik der guten Nachbarschaft zu ersetzen. So will der künftige Präsident Demokratisierungen von unten etwa durch eine Lockerung des Reiseverbots von und nach Kuba ermutigen. Obama schließt auch einen Dialog mit Chavez und dem kubanischen Staatschef Raul Castro nicht aus.
Andererseits hat Obama deutliche Worte gegen Chavez gefunden und außerdem eine Lockerung des 46 Jahre alten Handelsembargo gegen den kommunistischen Erzfeind Kuba an hohe Bedingungen geknüpft. Zudem hat er die Entscheidung Kolumbiens gutgeheißen, gegen linke Rebellen im Nachbarland Ecuador vorzugehen. Die meisten lateinamerikanischen Staaten haben den Vorstoß verurteilt.
Darüber hinaus will Obama die Zusammenarbeit mit Mexiko im Kampf gegen die Drogen ausdehnen. Und Brasilien nimmt ihm übel, dass der im Land mit der größten schwarzen Bevölkerungsgruppe außerhalb Afrikas äußerst populäre Obama brasilianischen Biosprit mit Strafzöllen belegen will.