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Interdisziplinär ist auch nicht schwer. Denkt sich E.L. James, die Autorin der SM-Schnulze "Shades of Grey", die heuer auf jedem Strandtuch liegt. Sie hat, um auch wirklich das Letzte aus ihrem Werk herauszuholen, eine Liste von Liedern veröffentlicht, die eine Rolle in der Romantrilogie spielen. Die Auswahl überrascht marginal. Findet sich doch dieselbe sterile Spielschmutzigkeit darauf wie im Buch: Etwa Britney Spears mit "Toxic" ("Baby, ein Mann wie du sollte ein Warnschild tragen"). Das ist übrigens der Song mit dem Video, in dem Spears wie eine Barbie im Latexfasching aussieht. Frau James hat also strikt themenspezifisch recherchiert für ihren Soundtrack. Da kommen dann so subtile Einträge her wie "Sex on Fire" von Kings of Leon. Oder "King of Pain" von The Police. Na sowas, hat Google gar nicht ausgespuckt, dass es von Rihanna einen Song gäbe, der gleich direkt "S&M" heißt?
Aber auch andere wollen das Letzte aus E.L. James’ Erfolg herausholen. Zum Beispiel der Verlag Total-E-Bound. Der will jetzt Klassiker der Weltliteratur verschärfen. Was die prüde Charlotte Brontë noch schlicht "Jane Eyre" genannt hat, soll jetzt "Jane Eyre Laid Bare" (etwa: "Jane Eyre legt nackt sich her") heißen. Das verspricht jedenfalls schon mehr Kunstfertigkeit als die drögen Peitscherlfantasien aus "Shades of Grey". Der Verlag nimmt sich nicht nur naheliegende Klassiker zur Brust. Auch "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne soll der Erotikbehandlung unterzogen werden. Da wird der Soundtrack dann schon eher zur Herausforderung. DJane E.L. James würde wohl "Yellow Submarine" auf die Playlist setzen.