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Lauda-Airline wird irisch

Von Karl Leban

Wirtschaft

Ryanair rollt mit Laudamotion-Kauf Luftfahrtmarkt in Deutschland und Österreich weiter auf.


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Wien/Dublin. Niki Lauda ist immer wieder für Überraschungen gut. Vor zwei Monaten überraschte der österreichische Ex-Rennfahrer und Airline-Unternehmer damit, dass er im dritten Anlauf den Zuschlag für die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki erhielt, die er einst - im Jahr 2003 - gegründet hatte und an der er bis 2011 beteiligt war. Am Dienstag sorgte Lauda für die nächste Überraschung. Da gab er in einer Presseinformation bekannt, dass er den Billigflieger Ryanair, den zweitgrößten Carrier in Europa nach der Lufthansa Group, bei der Niki-Nachfolgerin Laudamotion als Partner an Bord nehmen will und geplant ist, den Iren die Airline mehrheitlich zu verkaufen.

Detail am Rande: Noch am vergangenen Freitag hatte Lauda bei einem Pressegespräch in Wien zu den bereits kursierenden Gerüchten über einen Einstieg von Ryanair gesagt: "Ich weiß von null." Am Dienstag ließ er die Öffentlichkeit dann wissen, dass er mit Ryanair verbindlich vereinbart habe, dass die Iren vorerst 24,9 Prozent an Laudamotion übernehmen und ihre Anteile in weiterer Folge - vorbehaltlich der Zustimmung durch die EU-Wettbewerbshüter - auf 75 Prozent aufstocken. Der Kaufpreis soll "unter 50 Millionen Euro" betragen, wie es hieß. Dies soll ungefähr dem entsprechen, was Lauda selbst für den Rückkauf von Niki bezahlte. Zudem ist vertraglich fixiert worden, dass Ryanair im ersten Jahr von Laudamotion noch weitere 50 Millionen Euro zuschießt, damit die Airline wirtschaftlich durchstarten kann. Vorgesehen ist auch, dass Nikia Lauda weiter an der Führungsspitze von Laudamotion steht.

Ryanair mit Kampfansage an AUA-Mutterkonzern Lufthansa

"Laudamotion wird von der Partnerschaft stark profitieren", ist Michael O’Leary, der Chef von Ryanair, überzeugt. "Die Fluglinie bekommt Zugang zur Ryanair-Flotte und unseren finanziellen Ressourcen." Laudamotion könne damit in einem Markt, der mit AUA und Swiss von der Lufthansa-Gruppe und ihren "Hochpreistickets" dominiert werde, rascher wachsen, betonte O’Leary.

Indes begründete Lauda den mehrheitlichen Verkauf an Ryanair mit dem scharfen Wettbewerb unter den europäischen Billigfliegern. Gespräche habe er auch mit dem britischen Konkurrenten Easyjet geführt. "Mit O’Leary bin ich aber am schnellstmöglichen über die Ziellinie gekommen", berichtete Lauda. Wobei der frühere Formel-1-Weltmeister in Abrede stellte, dass er der Strohmann für Ryanair sei. Ryanair hatte sich auch im Verkaufsverfahren für die pleitegegangene Niki als Interessent ins Spiel gebracht, die mögliche Übernahme nach außen hin aber nicht ernsthaft weiterverfolgt.

Dass die frühere Niki und nunmehrige Laudamotion künftig unter dem Dach von Ryanair fliegen soll, bringt Lauda ins Schwärmen: "Ich bin sehr froh, dass ich diese Lösung gefunden habe." Laudamotion könne sich jetzt als starker Mitbewerber behaupten und habe die Möglichkeit, rasch und nachhaltig zu wachsen. Der Einstieg der Iren werde die Airline "mit einem unglaublichen Schub nach oben fahren, da müssen sich die Mitbewerber anschnallen".

Als Luftfahrtunternehmen hat Ryanair jedenfalls beeindruckende Kennzahlen vorzuweisen. 2017 beförderte die Airline 129 Millionen Passagiere. Mit ihren 87 Basen verbindet sie 35 Länder in Europa. Ryanair hat rund 13.000 Beschäftigte und mehr als 400 Flugzeuge des Typs Boeing 737-800 im Einsatz. Pro Tag wickelt die 1985 gegründete und seither kräftig wachsende Airline, die ihren Heimatflughafen in Dublin hat, rund 2000 Flüge ab. Ihr Umsatz lag zuletzt bei 6,53 Milliarden Euro, ihr Gewinn bei 1,24 Milliarden.

Wie vor kurzem angekündigt, will Laudamotion im Juni ihre Linien- und Charterflüge starten - mit Verbindungen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz vor allem zu Urlaubsdestinationen am Mittelmeer). Wobei mit dem Reisekonzern Thomas Cook (Neckermann Reisen) und dessen Ferienflieger Condor eine Vertriebszusammenarbeit besteht. Indes will Ryanair Laudamotion mit der Bereitstellung von sechs Flugzeugen beim Aufbau der Flotte helfen, damit das für den heurigen Sommer geplante Flugprogramm mit 21 Maschinen sichergestellt ist. Binnen zwei Jahren soll die Flotte dann auf 30 Maschinen des Typs Airbus A320 aufgestockt werden. Geht es nach Lauda und Ryanair, soll Laudamotion im dritten Jahr der Partnerschaft schwarze Zahlen einfliegen.

Positive Effekte auch für Wien-Tourismus

Mit der Akquisition rollt Ryanair den Luftfahrtmarkt in Deutschland und Österreich weiter auf. Über Laudamotion bekommen die Iren Zugriff auf wertvolle Slots (Start- und Landerechte) an wichtigen deutschen Flughäfen - sehr zum Ärger der Lufthansa. Gleiches gilt auch für den Flughafen Wien, wo der Anteil der Billigflieger am Passagieraufkommen sukzessive steigt. Wachstumseffekte sind dank Ryanair auch für den Tourismus in Wien absehbar.

Indes sehen Arbeitnehmervertreter Ryanair und Lauda kritisch. Lauda hatte sein Personal bei Niki jahrelang geleast. Für Ryanair ist von ähnlichen Praktiken die Rede, bis vor kurzem wehrte sich die Fluglinie gegen den Einfluss von Gewerkschaften. Nach Streikdrohungen gibt es mittlerweile aber doch Gespräche mit Piloten-Vereinigungen, auch Laudamotion verhandelt derzeit mit den Mitarbeitern über einen Tarifvertrag.

Erst Michael O’Leary hat Ryanair zum Flugriesen gemacht

Michael O’Leary (57) gilt gemeinhin als Mister Ryanair. Gegründet hat er die Fluglinie zwar nicht, das war sein irischer Landsmann Tony Ryan im Jahr 1985. Doch ab 1988 sorgte O’Leary zunächst als Ryans persönlicher Berater und später dann als Firmenchef dafür, dass sich Ryanair von einer defizitären Regionalfluggesellschaft zur größten Billig-Airline Europas und zweitgrößten europäischen Fluglinie nach der Lufthansa mausern konnte.

O’Leary steht auf hemdsärmelige Outfits und liebt extravagante öffentliche Auftritte. Dabei geht es ihm als "Enfant terrible" der Airline-Branche meist darum, "seine" Ryanair in den Medien präsent zu halten. 2003 etwa fuhr er mit einem Panzer aus dem 2. Weltkrieg vor die Easyjet-Zentrale und erklärte, das Volk von Easyjets hohen Preisen befreien zu wollen.