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Lauter alte Bekannte

Von Hermann Schlösser

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Am gestrigen Pfingstmontag war es so weit: Zum 500. Mal wurde die Krimi-Serie "Tatort" ausgestrahlt. Grund genug, um ein wenig über die Faszination solcher TV-Langzeitprogramme nachzudenken. Denn ganz selbstverständlich ist es ja nicht, dass sich Krimi-Serien so lange halten. Im Gegenteil: Derzeit wird von allen Medientheoretikern und -praktikern versichert, das Wichtigste sei Abwechslung, da die Aufmerksamkeit des Publikums im Zeitalter der Fernbedienung nur durch ständig neue Gesichter und Programmformate erregt werden könne.

Das mag einerseits auch richtig sein. Andererseits beweisen die langlebigen Serien, dass man auch im TV-Geschehen mit Anhänglichkeiten rechnen kann. Der "Tatort" ist ja nicht der einzige Dauerbrenner. Auch der "Fall für zwei" kann schon auf 200 Folgen zurückblicken, und der gute alte "Kommissar" wird fast jeden Sonntag auf 3sat in einer Art Endlosspule wiederholt und wiederholt. (Zu Pfingsten musste er zwar einmal der Oper "Linda von Chamonix" weichen, aber nächsten Sonntag ist der Kommissar Keller wieder verlässlich zur Stelle und wird souverän wie stets aufklären, wer den Kellner Windeck umgebracht hat.)

Warum aber bleibt man den Serien treu, die man so gut kennt? Die Antwort ist einfach: Genau, weil man schon so lange mit ihnen vertraut ist. Durch ihre jahrzehntelange Präsenz tragen die Fernsehklassiker zu dem Gefühl der Kontinuität bei, das der Mensch mindestens so dringlich braucht wie Abwechslung und Ablenkung.