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Lauter anständige Männer

Von Wolfgang Zaunbauer

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Ex-FPÖ-Bundesrat John Gudenus zeigt vor Gericht unverblümt Sympathien für Neonazi Gottfried Küssel. | Auch das wird die FPÖ wieder als Einzelfall abtun.


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Eigentlich war der frühere freiheitliche Bundesrat John Gudenus im Wiener Straflandesgericht am Mittwoch geladen, um über die Affäre der Wehrsport-Fotos als Zeuge auszusagen. Rekos-Politiker Ewald Stadler wird vorgeworfen, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit brisanten Bildern, die Strache als jungen Mann bei paramilitärischen Aktivitäten zeigen, erpresst zu haben. Aufhorchen ließ Gudenus, Vater des Wiener FPÖ-Landtagsklubobmanns und stellvertretenden blauen Bundesobmanns Johann Gudenus, aber mit einer ganz anderen Aussage.

Gudenus erzählte von einem Besuch bei Stadler - er ist Taufpate von dessen jüngster Tochter, "das bin ich gerne, ich bin auch gerne bei ihm zu Besuch, weil seine Frau guten Kuchen bäckt" -, bei dem Stadler ihm von der Existenz von "nicht eleganten" Fotos erzählt habe. Nicht elegant? Nicht etwa pornografisch, beschwichtigt Gudenus, "und es waren auch keine Neger drauf".

Glaubten da die Prozessbesucher schon, sich verhört zu haben, ließ ihnen das, was nun kam, die Münder offen stehen. Als es dann nämlich darum ging, dass Strache womöglich mit Rechtsextremen auf den Fotos zu sehen war, erklärte Gudenus: "Gottfried Küssel war ein anständiger Mann, den man leider eingelocht hat."

Gottfried Küssel ist - neben Gerd Honsik - wahrscheinlich der prominenteste österreichische Neonazi. Er sitzt derzeit eine mehrjährige Haftstrafe wegen Wiederbetätigung ab.

Auch Gudenus wurde bereits einmal nach dem Verbotsgesetz verurteilt, nachdem er die Existenz von Gaskammern in Frage gestellt hatte. Von daher darf die Sympathie mit Küssel eigentlich nicht überraschen. Ein Skandal ist seine Aussage vor Gericht trotzdem. Und ein weiterer unzweifelhafter Beleg, wes Geistes Kind Teile der FPÖ - und nämlich nicht die unbedeutendsten - sind.

Erst vor wenigen Wochen musste EU-Mandatar Andreas Mölzer als Spitzenkandidat für die Europawahl zurücktreten, nachdem er die EU als "Negerkonglomerat" bezeichnet hatte und ein Artikel in seiner Zeitung publik geworden war, in dem Fußballer David Alaba verunglimpft wurde. Damals versicherte Strache, dass derartige Dinge "nicht auf der Programmatik der Partei stehen". Eh nicht. Sonst gäbe es die FPÖ infolge Verbots nicht mehr.

Ein Gesamtbild, gezeichnet aus lauter Einzelfällen

Von einem Einzelfall kann man aber nicht sprechen - auch wenn die Freiheitlichen das auch in diesem Fall tun werden. John Gudenus’ wiederholte Entgleisungen, Mölzers "bewusst brutale" Sager, Susanne Winters Anwürfe gegen den Islam, die Plakatierung von "Marokkaner-Dieben" durch den Innsbrucker Parteichef, diverse unmissverständliche Postings und Foreneinträge von FPÖ-Mitgliedern und Sympathisanten zeichnen ein Gesamtbild, das keinen Zweifel offen lässt, dass Aussagen wie "Die FPÖ hat nichts mit Rassismus zu tun" (Strache) leere Floskeln sind.

Die FPÖ ist eben nicht die Partei der Anständigen, als die sie sich gerne präsentiert, sondern jener, die sich - nicht nur zwecks Provokation, sondern aus innerer Überzeugung - mit verurteilten Neonazis solidarisieren, gegen Ausländer, Andersgläubige, Menschen anderer Hautfarbe oder Herkunft hetzen und "Neger" auch heute noch für "ein ganz normales Wort" (Mölzer) halten. Daran sollten jene denken, die bei der Europawahl und anderen Urnengängen der Regierung "einen Denkzettel verpassen" wollen.